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Ich bin noch ganz von den Eindrücken meiner (viel zu kurzen, aber dafür um so intensiveren) Südafrika-Reise erfüllt, deshalb steht das Land am Kap, wo jetzt der Herbst so richtig Einzug gehalten hat, auch hier im Mittelpunkt. Land voller Widersprüche und Gegensätze, das einen lehrt, vieles vermeintlich Gewisse in Frage zu stellen, neu zu überdenken.
Zum Beispiel: eine der besten Käsereien, Langbaken, liegt in der Wüste. Nun gut, Upper Karoo ist eigentlich eine Halbwüste, sieht aber viel zu dürr und karg aus (auf Fotos, ich war leider noch nicht dort), um ausgerechnet Jerseykühe zu halten und Käse zu machen. Genau das tun aber Francy und Peter Schoeman, seit 15 Jahren auf der Langbaken Farm. Mehr über die beiden könnt Ihr hier lesen. Ihre Käse, sämtlich aus Rohmilch, habe ich dank Nikki Werner und Jane Selander von Around Cheese, DER Käse-Adresse in Cape Town, kennengelernt und war schlichtweg beeindruckt. Der Karoo Crumble ist nach einem Cheddar-Rezept entstanden, hat ein wenig von diesem ur-englischen Käse in der leicht brüchigen Textur und der Säure im Nachhall – und riecht, schmeckt, wirkt selbstverständlich doch ganz anders.

Nächstes Beispiel: Chenin Blanc. Weiße Hauptrebsorte Südafrikas, gerne im Discounter im Angebot. Gilt allgemein als schwierig am Markt. Steht hinter so großen Namen an der Loire wie Saumur, Vouvray und Montlouis. Kann alles von trocken und zugänglich über Bubbles bis zu hochkomplex und edelsüß. „Chenin erlaubt ein großartig breites Spektrum an Stilistik,“ sagt Sebastian Beaumont. Er führt das gleichnamige Familienweingut in zweiter Generation. Wunderschön, mit Delishop, Restaurant und Cottages zum Übernachten – und klasse Weinen, sozusagen Botriver-prototypisch. Botriver? Wörtlich Butterfluss (weil guter Weidegrund), liegt an der westlichen Südküste Südafrikas, zwischen Elgin (Äpfel!) und Hermanus (Wale!). Bot River ist sehr ländlich, sehr klein, die Einheimischen sagen, es gebe eigentlich nur zwei Gründe für Fremde, sich hierher zu verirren, entweder es sei ihnen das Benzin ausgegangen oder sie hätten sich tatsächlich verirrt. Oder aber: Wein. Sebastians „einfacher“ Chenin genau das richtige für den Mai, von frischer Ananasfrucht und Limette bestimmt und doch im Nachhall herb, zugänglich und fein. Und hierzulande problemlos erhältlich (einfach Google fragen) – aber natürlich auch eine wunderbare Ausrede, ans Kap zu düsen… nicht zuletzt weil es dort noch jede Menge anderer großartiger Weine zu entdecken gilt.


Damit zum Elefanten, der bei Südafrika immer mit dabei steht: ja, die Verhältnisse bleiben schwierig, das politische, gesellschaftliche, soziale, wirtschaftliche Erbe der Rainbow Nation eine Schwerstlast. Mir schien, dass sich einiges durchaus in eine gute Richtung entwickelt, und ich habe gerade noch einmal The Inheritors von Eve Fairbanks gelesen, das ich Euch vor zwei Jahren schon einmal ans Leseherz gelegt hatte. Da werden viele Fragen gestellt, und viele Facetten beleuchtet, ich fand auch die zweite Lektüre äußerst bereichernd.
Außerdem: zweimal Lyrik vom Kap. Matthew Freemantle führt die Weinbar Leo’s (hingehen!!) in Kapstadt und schreibt Gedichte. Kurze, amüsante, die Alltagssituationen beschreiben oder kommentieren, manchmal selbstironisch. Dies ist aus seinem zweiten Band, Now That I’m a Household Name:
Say
You shall post one
Poem a day even
When you have
Nothing to say.
Nondwe Mpuma stammt vom Eastern Cape, lebt heute in Kapstadt, schreibt und unterrichtet. In ihren Gedichten (Peach Country ist der erste Band, den sie veröffentlicht hat), geht es einerseits um viel erlebte Härte, andererseits aber auch um Spirituelles, Dinge, die mein Ingenieursvater als Humbug abgetan hätte – und die doch, wie Frau als aufmerksamer, feinfühliger Mensch mit einigen Jahren auf dem Buckel weiß, Leben überhaupt erst ausmachen.
A courting
I want to leave you thinking about what the cat thinks as he chases the mouse,
or feeds on a pigeon under the table.I want you to wonder about the pregnant cloud that refuses to give birth.
I want you to look at the sheep that is jealous about its breasts even as its lamb wastes away
and be in awe.I want to lead you to the holes in the fence that the chickens keep breaching.
I want you to fear the cows because they have horns that we should probably fear
and they have grudges that they should probably avenge.At night-time I want you to see the fullness of the moon and the dust of matter in the sky.
Von mir selbst diesmal nichts zu lesen, ist alles noch in der Mache, sondern in eigener Sache nur der Hinweis auf den nächsten Heinzelcheesetalk, am 30. Mai. Thema: Norden! Bis dahin genießt den Mai, und bleibt, werdet offen in Kopf, Seele, Herz. Danke fürs Lesen.
