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Warnung: ist heute ein weiter Bogen! Er beginnt im Norden, mit Käse, jedenfalls der Erinnerung daran. Denn: „Früher haben wir auch gemolken,“ sagte Eva Nordfjell zu meiner Überraschung, „und Sauermilch und Käse gemacht.“ Als Sami halten sie und ihre Familie bei Røros in Trøndelag in Mittelnorwegen seit langem Rentiere. „In den 1930ern hat man damit aber aufgehört, denn um melken zu können, müssen die Tiere gezähmt werden, und dann kommen sie alleine nicht mehr zurecht und müssen gefüttert werden.“ Mein erster Gedanke: schade. Hätte ich natürlich zu gerne probiert. Aber inzwischen ist mir dadurch nochmals bewußt geworden, wie wir Dinge tun, sie als Fortschritt und Bereicherung betrachten, ohne uns gewahr zu sein, welche Folgen sie auf längere Sicht haben könnten.
Es geht weiter mit Wein: Am nächsten Tag saß ich fünf Autostunden nördlich in der Strandbar auf Stokkøya, an der Küste, quasi mit direktem Blick auf Island. Roar Svenning ist auf dieser kleinen Insel aufgewachsen, hat bereits Ende der 1980er die Spitzengastronomie in Paris und Tokio mit feinstem Seegetier versorgt und arbeitet jetzt genauso zielorientiert am Aufbau der sozialen Infrastruktur seiner wunderschön abgelegenen Heimat. Will sagen: er hat eine Kneipe aufgemacht – wobei Strandbar reines Understatement ist (hinfahren, es gibt auch sehr einfache, sehr schöne Zimmer). Langer Rede, kurzer Sinn: im verglasten Wein“Keller“ lag Syrah von Duncan Savage, einem der gegenwärtig spannendsten Weinmacher Südafrikas. So eine feine, relativ seltene Flasche in Nowhere Norway… paßte ganz hervorragend zur Mitternachtssonne (schmeckt aber garantiert auch weiter südlich ;)
Durch diesen Zufall dachte ich auf der Fahrt nach Trondheim am nächsten Tag über die Folgen all der Dinge nach, die in Südafrika passiert sind, da ich gerade (Serendipity, Du treue Freundin) „The Inheritors“ von Eve Fairbanks gelesen hatte. Im Untertitel: „An intimate portrait of South Africa’s Racial Reckoning“. In Virginia/USA aufgewachsen lebt Fairbanks seit langem in Kapstadt. Sie schildert ihre Begegnungen mit schwarzen südafrikanischen Anti-Apartheid-Aktivisten und deren andauernden Problemen, selbst Jahrzehnte nach dem Ende der Rasentrennung, aber auch weißen Südafrikanern, die sich in ihrem Land nicht mehr zurechtfinden, und sie fragt: „How can we let go of our pasts, as individuals and as countries?“
Nichts, was wir tun, läßt sich in irgendeiner Weise ungeschehen machen.
Sorry, heavy stuff statt Sommerleichtigkeit. Ihr möchtet Käse und Wein… Duncan Savage findet Ihr online (alles von ihm ist zu empfehlen, auch und vor allem gereift!). Passender zum Wetter (und super zu Käse, aber auch Barbecue-affin) ist Chenin Blanc von Miles Mossop: viel Frucht auf mineralischem Untergrund. Außerdem ein real existierender (wenn auch ausschließlich in Norwegen erhältlicher) Käse aus Trøndelag: Åskeladd von Grindal Ysteri (will sagen, Käserei) bei Rennebu. Mit Asche gereifter Frischkäse aus Rohmilch- und sahne von der Kuh. Klingt schlicht, schmeckt wow. Und ist Grund genug, um gen Norden zu fahren.
Nur weil wir neugierig sind auf exotischen Rentierkäse, sollten wir nicht in das unglaubliche Gespür dieser Tiere für den uns unzugänglichen Reichtum der Natur eingreifen; Rinder hingegen sind uns seit Jahrtausenden symbiotisch verbunden, das läßt sich nicht rückgängig machen. Genießt den Sommer, ob am Strand oder in den Bergen.
PS: Der nächste Heinzelcheesetalk findet erst wieder ganz am Ende der Sommerferien, nach Ferragosto statt, am 18.8. – Einladung wie immer separat.