Heinzelcheesetalk #63: Brexit hin oder her: The Best of British Cheese! Freitag 19. Juli 2019

Ja, wir sind sie alle so richtig leid, die Brexit-Diskussion. Das nervige Hinundher (und überhaupt der ganze Ansatz) kann uns aber nicht davon abhalten, die oftmals großartigen Käse von jenseits des Ärmelkanals immer wieder ganz genau unter die große Geschmackslupe zu nehmen, am Heinzelcheesetalk-Tisch in der Markthalle Neun.

Noch dazu, wo dieses Jahr Neal’s Yard Dairy, dieser wunderbare Käseladen (ja, nein, die sind soviel mehr als nur Laden, aber das wißt Ihr sowieso) am Borough Market sein 40jähriges Jubiläum feiert. Ich hatte die spannendsten Käse direkt aus London mit, dazu wie immer ein paar Flaschen Wein geöffnet, und Ihr kamt mit offenen Sinnen, Seelen und Herzen – damit wir nicht vergessen, daß „DIE“ Engländer auch noch andere, angenehmere Seiten haben, und beileibe nicht alle Johnson oder so heißen.

Wir begannen mit dem äußerst gelungen PetNat von Janson-Bernhard aus dem Zellertal, während wir die Geschichte und Bedeutung von Neal’s Yard Dairy für die Hofkäserszene nicht nur in England rekapitulierten. Und dann ging es los, grundsätzlich aus Rohmilch und mit natürlichem Lab: Gorwydd Caerphilly aus Somerset säuerlich-bröckelig, St Jude aus Suffolk dicht und langanhaltend in seiner Kremigkeit, Hafod aus Wales nahezu üppig, aber durch die blaue Äderung auch sehr würzig, und Isle of Mull aus Schottland zupackend und „sharp“- ein wahres Feuerwerk an Aromen und Texturen, das einmal mehr zeigte, welche Vielfalt allein in Kuhmilch steckt. Im Glas dazu Weine von anderen Inseln, nämlich Bunuora, einen Carricante vom Ätna, Didyme, einen Malvasia von der Insel Salina, und den Leone, eine Cuvée aus Cataratto, Pinot Blanc, Sauvignon Blanc und Traminer, alle von Tasca d’Almerita.

Dann ein Ausnahmekäse: Martin Gotts wunderbarer St James aus Cumbria. Konzentrierte, mineralische Schafsmilch, leise und beharrlich, mit etwas Rotschmierakzenten und Säure spielend… ebenso eigen dazu der 2013 Kınalı Yapıncak von Suvla, von der Gallipoli-Halbinsel – ob die beiden wohl je wieder aufeinandertreffen werden?

Es folgten fünf Ziegen. D’ie erste drei kamen von Joe Bennett und Amiee Lawn aus Staffordshire. Ihr Highfields ist ähnlich gekäst wie der Gorwydd, mit einer grausamtigen Naturkellerrinde und bröckeligem Teig, durch die Ziegenmilch jedoch wesentlich heller und eindringlicher im Ton. Der Rosso, ein Verdejo natural von Menade aus Rueda war ein Volltreffer dazu, vertrug sich aber auch bestens mit dem von Euch allen hochgeschätzten Innes Log. Quasi der gleiche Käse, aber deutlich gereifter und trockener folgte als Burr – und der freute sich (und Ihr Euch mit ihm) über die lebhafte Kirschfrucht eines Barbara d’Asti. Schließlich – und die Stimmung am Tisch war von Begeisterung, Respekt und guter Laune geprägt – der relativ junge Old Ford, ein Schnittkäse, und der charaktervolle Tymsboro, eine gelaschte, abgeflachte Pyramide, beide aus der Käserei von Mary Holbrook in Somerset. Nach Marys Tod im Januar wird sie von ihren Käsereinnen weitergeführt, und natürlich ist den Käsen diese Veränderung anzumerken – wie könnte es anders sein? Der kraftvolle 2013 Quinta do Vallado Reserva Field Blend (wie der Suvla eine Kellertrouvaille) half uns über die philosophisch-melancholischen Betrachtungen über des Lebens stete Veränderung hinweg und geleitete uns frohgemut ins Wochenende. Danke, Neal’s Yard Dairy, danke, Ihr Heinzelcheesetalker.

HeinzelCheeseTalks finden rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”).Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an alle Abonnenten, die sechzehn Plätze am Tisch werden auf Reservierung per Email vergeben, die meinerseits am Samstag vor dem HeinzelCheeseTalk schriftlich bestätigt wird. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von fünfzehn Euro pro Käsegenießer (bar am Ende des Abends), wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio!

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