Ich war in Spanien, genauer gesagt in Katalonien, in der DO Montsant. Das sind die 1800 Hektar Weinberge, die sich wie ein Gürtel rund um das wesentlich bekanntere Priorat ziehen. Nicht ganz so schiefersteinig, nicht ganz so steil, nicht ganz so ausschließlich auf Wein fixiert, sondern traditionell von gemischter Landwirtschaft bestimmt. Und: nicht annähernd so teuer!
Dazu kommt eine beeindruckende, von Gaudí und dem Modernismo geprägte Architektur, ausgesprochen freundliche Menschen und eine Lebensfreude, die sich im Essen und Trinken widerspiegelt. Pa amb tomàquet und all die großartigen lokalen Gemüse, Fische und deren Zubereitungen konnte ich Euch nicht mitbringen, aber eine Auswahl der Weine, vor allem Rotweine aus Garnatxa Negra, wie der rote Grenache hier heißt, und Carinyena (es gibt auch etwas ausgesprochen sympathischen Weißwein aus Garnatxa Blanca und Macabeu). Und Ihr wart ebenso überrascht wie ich, wieviel Frische trotz Süden, Sonne, Wärme hier im Glas lebt und zum Trinken animiert!
Käse gab es natürlich auch ;-), nämlich eine Auswahl feinster Spanier – der, nachdem David Raya Moreno leider wieder in Spanien lebt (er hatte als Gusto Artesano in der Markthalle eine fantastische Auswahl) direkt von der Quesería Cultivo aus Madrid kam. Und das hochsommerliche Wetter paßte auch zum Thema!
Wir stießen zuerst mit Cava auf das Wochenende an, dann ging es mit dem runden, diskreten Rosé Trentaclosques von Pascona direkt nach Montsant. Der paßte ebenso großartig zum ersten Käse wie der folgende fruchttanzende frische Vi del Mas von Communica: Moluengo ist eine geaschte Ziegenrolle aus Albacete, die säuerlich-quarkzig aussah und sich doch als samtig entpuppte und viel Charakter besaß. Der Perlat von Unió (wie gerne hätte ich Kellermeister Angel mit nach Berlin gebracht!) brachte eine verhalten dunkle Dimension ins Spiel und griff damit die reife, dichte Art des Braojos aus Valladolid auf: rohe Schafsmilch, Naturrinde, wow.
Beim Isla Corazón von der Kanareninsel Las Palmas gingen Eure Meinungen eher auseinander: einige mochten den Gegensatz zwischen der leicht räucherigen Rinde, der speckigen reifen Schicht darunter und dem sehr bröckelig, trockenen Kern, andere eher nicht. Der Sileo im Glas gehörte eher zu ersteren… Mit dem La Nit Les Garnatxes – Calissa von Capçanes duftete uns dann ein reinsortiger, runder und doch sehr klarer (frischer!) Garnatxa entgegen, der mit dem großartigen Mahón sehr fein harmonierte. Dieser Kuhmilchkäse von der Insel Menorca wird in Tüchern gepreßt und mit Olivenöl und Pimentón eingerieben, und er ist in dieser handwerklichen Qualität wesentlich komplexer und geschmacksintensiver, als sein Anblick vermuten ließe – wir waren alle hin und weg!
Es folgten die zwei kleinen runden Käse, die ich tatsächlich aus Montsant mitgebracht hatte: der Pizarro aus Cornudella aus Kuhmilch tat sich ein bißchen schwer mit dem reinsortigen, ziemlich säurebetonten, beinahe kargen Carinyena von Sant Rafel, der auch zeigte, wie sich Granitböden auf die Weine auswirken. Glücklicher waren der Serra del Tormo (aus Schafsmilch) und der kirschsaftige, nahezu üppige (im Montsant-Kontext!) Les Sorts Vinyes Velles von Masroig miteinander. Was auch für den gereiften Manchego, den Marta Palacios mitgebracht hatte, deren Familie aus La Mancha stammt (danke!) und den ebenso gereiften Carinyena von Coca i Fitó galt – überhaupt demonstrierte dieser Heinzelcheesetalk die Aufgeschlossenheit der Montsant-Weine gegenüber Käse.
Der Iniestra Manzanaro Curado sah auch aus wie ein Manchego – und schmeckte doch viel süßer und nussiger, er erinnerte uns an zerlassene Butter. Im Glas dazu ließ uns der nahezu schwerelose Cairats förmlich abheben… Der Blauschimmelkäse von Puebla Luis schließlich hielt sich ganz dezent im Hintergrund und überließ den Vinyes Velles màgiques des Auditori von Acústic die Bühne. Albert Jané erfüllte uns mit diesem Wein Ohren, Seelen und Herzen mit wunderbaren Klängen.
Ihr wart ebenso wunderbar. Gràcies, cheesio, ens veiem aviat i salutacions a tots vosaltres!
HeinzelCheeseTalks finden rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”).Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an alle Abonnenten, die sechzehn Plätze am Tisch werden auf Reservierung per Email vergeben, die meinerseits am Samstag vor dem HeinzelCheeseTalk schriftlich bestätigt wird. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von fünfzehn Euro pro Käsegenießer (bar am Ende des Abends), wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio!
Thanks for spreading the values of our region in Berlin! Hope that our wines could pair perfectly with the cheese that you chose and I hope your guests could enjoy it!
Gràcies!!
It’s been a pleasure and an honour!
Es war ein wunderbarer Abend. Wir waren zum ersten aber sicherlich nicht zum letzten Mal dabei.
Bis hoffentlich bald
LG Sabine
Vielen Dank! Es war ein Vergnügen Euch dabei zu haben – bis bald und cheesio, die Heinzelcheese