Heinzelwein-Dreier für den Oktober 2021: Zwei Weine aus Rumänien und Gillian Tetts Anthro-Vision – die Erweiterung des Horizonts

Der Heinzelwein-Dreier ist eine monatliche Serie, die Ihr hier abonnieren könnt.

In den letzten Monaten ist es mir immer wieder aufgefallen: die Land-, Wein- und Lebensmittelwirtschaft hierzulande funktioniert zu großen Teilen, weil ziemlich viele willige, begabte, engagierte Menschen aus Rumänien dabei tatkräftig mit von der Partie sind. Ich habe nicht mal aktiv dazu recherchiert, es kam einfach immer wieder vor. Was mich besonders neugierig machte, als ich im Bio-Supermarkt meines Vertrauens beim morgendlichen Milchkauf auf die Weine von La Sapata stieß, aus dem rumänischen Donaudelta. Ich nahm also nicht nur eine Flasche Milch, sondern auch eine zweite mit orangerotem PetNat mit nach Hause, wo mich abends der Hefe-Orangen-Zitrus-Duft ausgesprochen erfreute, die runde, saftige Art perfekt zur Herbststimmung, zu Oliven, Radieschen und Salami paßte.

Ich wurde noch neugieriger, vor allem auch, weil ich aus Rumänien bis dahin vor allem Fetească kannte, die Mädchentraube (auch die ist wunderbar von La Sapata), dies aber Băbească Neagră war, die autochthone schwarze Großmutter (Rebsortennamen – nun ja). Ich fand heraus, daß La Sapata ein Projekt von Roberto di Filippo ist, der bereits in Umbrien ein biodynamisches Weingut aufgebaut hat (Heinzelcheesetalker erinnern sich an den Montefalco!). Zusammen mit einem Partner tut er nun das gleiche in Rumänien. Der Großmutter-Rotwein schmeckt herb, voller schwarzroter Frucht, und braucht ein bißchen Zeit – ganz großartig zu herbstlicher Gemüseküche, mit vielen Kräutern und Gewürzen. Ich lege Euch diese Weine ans Herz, als Hommage an all die rumänischen Mitmenschen unter uns, an Sandra, Marius, Bio – danke.

Was mich zu dem Buch Anthro Vision der Journalistin und Anthropologin Gillian Tett bringt, die seit langem in der Financial Times Politik- und Wirtschaftsthemen aus der Alltagssicht heraus analysiert. In ihrem Buch zeigt sie, wie die Anthropologie helfen kann, über Tellerrand und Tunnel hinauszuschauen.

„…anthropology is an intellectual framework that enables you to see around corners, spot what is hidden in plain sight, gain empathy for others, and fresh insight on problems. This framework is needed more than ever now as we grapple with climate change, pandemics, racism, social media run amok, artificial intelligence, financial turmoil, and political conflict… Tunnel vision is deadly. We need lateral vision.That is what anthropology can provide: anthro-vision… In an era of global contagion, we urgently need to cultivate a mindset empathy for strangers and value diversity… Listening to someone else’s view, however „strange“, does not just teach empathy for others, which is badly needed today, it also makes it easier to see yourself…“

Also: diese inspirierenden rumänischen Weine erschmecken und trinken, Gillian Tett lesen – und über menschliches Miteinander, über Geben und Nehmen nachdenken. Danke fürs bis hierhin lesen – und cheerio,wie immer.

Die Idee dieser monatlichen Empfehlungen: Zwei Flaschen , und zu den flüssigen Geschichten außerdem eine in Worten, oft in Gedicht- oder Musikform – das ist der Heinzelwein-Dreier. Kein Verkaufsformat, sondern der Versuch, zumindest einen Teil dessen, was mir so an Wein und Worten begegnet, mit Euch zu teilen – abonnieren könnt Ihr diese Serie hier. Und damit Ihr nicht lange suchen müßt: einige der La Sapata von Weine gibt es hier (die Etiketten werden gerade überarbeitet) und das Buch hier. Trinken, schmecken, lesen, denken, leben müßt Ihr wie immer selbst – keep safe.

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