Heinzelcheesetalk #83: Belgische Käse! Freitag, 15. Oktober 2021. In der Markthalle Neun.

Belgien – nicht unbedingt das Land, das uns als erstes einfällt, wenn es um Käse geht. Sehr zu Unrecht! Sollten wir viel mehr auf dem Schirm haben. Das ist mir wieder mal so richtig klargeworden, als ich vor kurzem auf der Slow Food Cheese in Bra (ja – endlich wieder Käsefeste – und unsere Cheese Berlin wird auch stattfinden – hipphipphurra!) am Stand von Frederic van Tricht verkostet habe, dem großen belgischen Affineur, mit dem auch Alte Milch arbeitet.

Warum sind belgische Käse so unsichtbar? Weil wir sie meist entweder nach Frankreich oder in die Niederlande verorten. Etwa die wunderbare Aurélie, diese leicht gereifte Ziegenrolle der Käserei Karditsel, die Euch allen so gut gefällt: ich bin mir ziemlich sicher, daß die allermeisten diese Wonne als französischen Käse essen.

Aber das wird sich jetzt ändern! Denn wir begannen bei diesem Heinzelcheesetalk mit eben dieser Aurelie – nachdem wir rituell mit in diesem Fall slowenischen Bubbles angestoßen hatten, dem 2019 Fortuna Minor, einem Quäntchen Glück, PetNat aus Furmint von Vina Grosz. Gefiel Euch ebenso gut wie der lebendige, feine, cremige Käse von Karditsel, auf den gleich eine Schwester folgte, Juliette in orangefarbenem Annatto-Gewand. Dazu schenkte ich Euch die Königliche Mädchentraube, 2020 Fetească Regală von La Sapata aus dem rumänischen Donaudelta, die sich in dieser Gesellschaft etwas schüchtern gab, denn auch Juliette war säuremunter. Und der nächste Käse, Blankaart von Het Dischhof, ähnlich beschwingt, dem französischen Chaource nachempfunden. Das diametrale Gegenteil in Sachen Käsetyp war der spontan dazu gekaufte Le Hubert vom Fuße der Ardennen, eine kleine flache, in diesem Fallsehr reife Tommette fleuri. Der 2018 Riesling 7 Terroirs von Gut Herrmannsberg in Niederhausen/Nahe kümmerte sich nicht groß darum und war einfach er selbst, und großartig.

Zum mit Bier gewaschenen Funky Monk von ‚t Groendal beschäftigten wir uns dann (schöner Euphemismus für „trinken“, oder?) mit dem weißen (!) 2020 Côtes du Rhône der Famille Perrin, während es zum aromatischen Herve (jaja, auf dem Etikett stand „sachte“, mild ;), dem einzigen belgischen AOP-Käse, hier in der seltenen Rohmilchversion, eine Auswahl Bier sein mußte (danke Sophie). Der Moëllon von Gros Chêne war ebenso aromatisch, wirkte aber gleichzeitig leichter und feiner. Ein Herbst-Sake, der Hiyaoroshi von Gokyo, ging sehr souverän damit um und half uns, die Geschmacksnerven neu zu kalibrieren.

Der gouda-artige, 18 Monate gereifte Old Groendal Kristal schmolz auf der Zunge wie ein Sahnekaramellbonbon, 2016 Riesling Steinacker von Toby Knewitz aus Appenheim im Norden Rheinhessens war ein ähnlich leuchtendes Juwel von Wein… Und schließlich, um die große Vielfalt belgischer Käse möglichst komplett zu zeigen, zwei Blauschimmelkäse – und zu beiden Rotwein, als Experiment. Der Achelse Blauwe von Catharinadal war sehr ungewöhnlich in Marmorierung und milden, salzarmen Art; 2014 Terra Kalecik Karası von Kayra aus Anatolien ergänzte ihn bestens mit beeriger, runder Frucht. Zum geräucherten Bleu Fumé von Het Hinkelspel, der ansonsten an Fourme d’Ambert erinnerte, dann den eher gewichtigen, und dem Käse absolut ebenbürtigen 2017 Cabernet Sauvignon von Black Stallion aus dem Napa Valley in Kalifornien.

Belgiens Käse sind nicht nur großartig (vor allem aus so guten Häusern wie dem der Familie van Tricht), sondern auch ausgesprochen weltoffen – Hauptsache, der Wein ist gut! Danke für diesen schönen Abend mit Euch, und bis bald: am 13. November zur Cheese Berlin!!!

PS Schande über mich, ich hab vergessen, die ausgepackten Käse zu fotografieren. Sorry. Dafür das Bild der abtropfenden Aurelie…

HeinzelCheeseTalks finden (jetzt hoffentlich wieder regelmäßig!) rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”). Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an alle Abonnenten, die sechzehn Plätze am Tisch werden auf Reservierung per Email vergeben, die meinerseits spätestens am Samstag vor dem HeinzelCheeseTalk schriftlich bestätigt wird. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von fünfzehn Euro pro Käsegenießer (bar am Ende des Abends), wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio!

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