Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich brauche im neuen Jahr immer ein bißchen, um neue Ziele und Projekte zu planen, dauert meistens bis zum Februar. Und deshalb ist das hier ein prall gefülltes Heinzelnewsletter!
Erstens: Kino-Tickets. Das ist ein echtes First, hab ich noch nie gemacht, Tickets verteilen… aber dieser Film ist einfach so vergnüglich, anrührend, spannend, informativ: Könige des Sommers (der englische Titel gefällt mir besser, Holy Cow ;) spielt im Jura, und die junge Regisseurin Louise Courvoisier hat ausschließlich mit (großartigen!) Laiendarstellern gearbeitet, weil sie den Alltag fernab von Paris darstellen wollte, auf dem Land. Natürlich geht es dabei um Kühe, Milch und Comté. Ist alles andere als kitschig, sondern zum Lachen und Heulen, Lernen und Freuen. Kommt ab 6.2. in die Kinos, und wenn Ihr mir in einem Satz schreibt, warum Ihr unbedingt ein Ticket haben möchtet, dann bekommt Ihr vielleicht eins…



Zweitens: von Alltag und Geschichte im Jura zu der gerade jenseits der Alpen, im nördlichen Italien. Von dort kommt nämlich der Käse dieses Monats, Asiago, ein Bergkäse aus dem Hinterland von Venedig, aber auch der 2023 Rosa del Rosa von der Proprietà Sperino, am Fuße des Monte Rosa, dem zweithöchsten Gipfel der Alpen.


Rosé im Februar? Absolut. Feinherbe Kirschfrucht, zuerst beinahe korsettmässig gedrängt, dann umso voller, dichter, saftiger. Befriedigend, ohne Spielchen, im besten Sinne unkompliziert. Der Rosa del Rosa ist die frische Variante des gleichermaßen alpengeprägten roten Uvaggio aus dem gleichen Hause (dem Stammsitz der Familie de Marchi, die lange Zeit auf Isole e Olena Spitzen-Chianti gemacht haben), aus viel Nebbiolo mit ein bißchen Vespolina. Alle drei unprätentiöse Begleiter auch für nicht so sonnenhelle Momente im Leben, denn der leicht spröde – im Gegensatz zum nahezu süß-fruchtigen Comté und üppigen Emmentaler oder Gruyère – Asiago ist die perfekte Verkörperung des Februars, zwischen Hoffen und Verzagen. Zumindest in Berlin. Mehr zu seiner Geschichte werde ich im Herbst vor Ort herausfinden…
Drittens: Lesestoff, ebenfalls zur Geschichte. Les Sources von Marie-Hélène Lafon spielt in der tiefsten Auvergne und handelt von dem Mut einer jungen Frau, sich aus einer sehr unglücklichen Ehe zu befreien. Zugleich stellt es den Alltag auf den Höfen dieser sehr ländlichen Region vor 50 Jahren dar, zu der selbstverständlich auch Käse gehört (Salers, Cantal, St. Nectaire…). Wir Städter*innen fordern so gerne authentische, handwerkliche Produkte ein und haben meistens keine Ahnung, was das eigentlich bedeutet.


Was nicht heißt, dass wir uns nicht auch mit dem Leben schwertun können. Die Gezeiten von Kirsty Bell (der Originaltitel, viel treffender, lautet The Undercurrents) erforscht auf sehr persönliche Art die Geschichte Berlins, von den städtebaulichen Plänen des frühen 19.Jahrhunderts über die Aufstände des frühen 20. bis hin zu den Verwerfungen nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Jetzt. Die 2001 nach Berlin gezogene Engländerin spürt Rosa Luxemburg, Rainer Werner Fassbinder und Christiane F. nach, während sie ihr eigenes Leben sortiert. Nachdem er mich in den 1970ern total überfordert hatte, habe ich durch Bell endlich Zugang zu Fassbinder gefunden – sie schreibt, „Berlin Alexanderplatz spielt in den späten 1920er Jahren, Die Ehe der Maria Braun [unbedingt anschauen!] in der unmittelbaren Nachkriegszeit, doch benutzt Fassbinder die Vergangenheit, um die Wurzeln gegenwärtiger Übel aufzuzeigen. Danach sind Politik, Entscheidungen und Ethik früherer Generationen Teil eines ererbten Kontinuums.“
Kulinarischer Lesestoff, von meiner Wenigkeit: zu Chianti kochen, in der aktuellen Vinum.
Und, viertens, die große Heinzelcheese-Neuigkeit: eine Käse-Exkursion! Nachdem wir uns jetzt schon seit über zehn Jahren einmal im Monat zum Käse-Erforschen, Käse-Probieren, Käse-Lernen (und Wein-Trinken ;) treffen, würde ich gerne mit einer kleinen Gruppe von Euch auf Exkursion gehen. Zum Käse (mit Wein).
Ich hab mir das so vorgestellt: wir reisen individuell an, ich stelle ein spannendes Programm zusammen und gebe die Dolmetscherin und natürlich Reisebegleitung, organisiere Hotel und Abendessen. Und zwar informativ und bodenständig-erschwinglich. Wir erleben zusammen Orte und Menschen, zu denen Ihr sonst nicht unbedingt Zugang hättet. Heinzelcheesetalk vor Ort!



Zum Auftakt: drei Tage Lyon. Ende November. Wir besichtigen die Reifekeller des Spitzen-Affineurs Christian Janier (von dem unter anderem Maître Philippe und La Käserie Käse beziehen), mit ihm persönlich, nehmen (alle!) als Juroren am Concours International de Lyon teil, wo Käse aus aller Welt zur Bewertung angestellt werden, besuchen zusammen Les Halles und ausgesuchte Fromageries in Lyon – und gehen jeden Abend in einem anderen Bouchon essen; so heißen die traditionellen, urigen Gaststätten Lyons, in denen nach wie vor die typisch herzhaften Gerichte serviert werden, von Pâté en croûte über Andouillette bis zu Hechtklößchen, und natürlich St Marcellin, und Wein, aus dem Burgund und von der nördlichen Rhône.
Was meint Ihr? Hier könnt Ihr das alles nochmal zusammengefasst lesen, mit den genauen Daten. Ich bin sehr gespannt auf Euer Feedback, jeglicher Art – und würde mich ausgesprochen freuen, wenn das zustande kommt und wir in Zukunft regelmäßig zusammen auf Heinzelcheese-Exkursion gehen.
Abschließend, fünftens und wesentlich zeitnähere Termine: der nächste Heinzelcheesetalk ist am 28.2. in der Markhalle Neun (Einladung wie immer separat), vorher gibt es aber am 20.2. bei Goldhahn und Sampson noch einen auf englisch, Discover German Cheese, und gleich danach am 2.3. ein Käse-Wein-Seminar auf der La Grande Suff, der Weinmesse der Suffköppe.
Da und/oder dort, ich freue mich, Euch zu sehen und von Euch zu hören. Mit Käse, und zwar gutem.
Wenn Ihr das lest und die Heinzelnews noch nicht abonniert habt, könnt Ihr dies hier tun. For all those who had subscribed to an English version of any of my blogs: from now on I’ll be doing only this one monthly newsletter, in German, as there are now so many, and very good, online translation apps. Thanks for your understanding!