Heinzelnews im August 2023: die Schwyz, das Heidi und der Käse

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So kam der Abend heran. Es fing stärker an zu rauschen in den alten Tannen, ein mächtiger Wind fuhr daher und sauste und brauste durch die dichten Wipfel. Das tönte dem Heidi so schön in den Ohren und ins Herz hinein, daß es ganz fröhlich darüber wurde und hüpfte und sprang unter den Tannen umher, als hätte es eine unerhörte Freude erlebt.

Ich bin neulich auf eine alte Heidi-Ausgabe gestoßen, die wahrscheinlich zuerst meiner Mutter gehört hat, und habe die Geschichte von Natur und Stadt, Haben und Leben, zum ersten Mal seit vielen Jahren mal wieder von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen. Liest sich auch mit erwachsenen Käse-Augen immer noch gut, und ich war froh, gerade eben in den Schweizer Bergen gewesen zu sein, sonst hätte ich sofort ein Zugticket gekauft…

Ich war allerdings nicht in Heidiland in der Bündner Herrschaft im Nordosten, sondern am entgegengesetzten Ende der Schweiz, im Südwesten, im Pays d’Enhaut, eine Stunde nördlich von Montreux am Genfer See. Das Pays d’Enhaut gehört zum Waadt- und damit zum Gruyère-Land, und ich war wegen des L’Etivaz dort, einer sehr spannenden Urform des Gruyère – darüber ausführlich an anderer Stelle bald mehr! Hier hingegen ganz klein, und fein, und aus der ebenfalls rohbelassenen Milch der gleichen Bauern (bzw. Kühe ;) die Tomme Fleurette (ursprünglich von Michel, Hélène und Agnès Béroud; 2020 hat Arnaud Guichard die Käserei in Rougemont übernommen). Unaufdringlich, cremig, ganz von der Landschaft bestimmt. Hätte der Alp-Öhi auch so machen können (obgleich der natürlich seine zwei Ziegen hatte).

Wenn man vom Oberland (denn nichts anderes bedeutet Pays d’Enhaut) hinunter zum See fährt, werden Alpweiden und Bergwälder bald von Reben abgelöst, zuerst an steilen Terrassen mit vielen Mauern, dann etwas sanfteren Hängen, auf kiesig-kalkigen Moränenböden. So wird das Milch-und-Käse-Land zum Weinland, und so wie der Gruyère weiter oben die Käseszene bestimmt, ist es hier unten die Rebsorte Chasselas, die anderswo in der Schweiz auch Fendant und in Deutschland Gutedel heißt. Kann (wie so vieles) belanglos ausfallen, unter den richtigen Bedingungen aber ausgesprochen… ja, gut! Mineralisch, mit einer Ahnung von Feuerstein und gelber Grapefruit, und einer weichen, großzügigen Seite (die auf den biologischen Säureabbau beim Ausbau dieser Weine zurückgeht), die sie sehr käse-affin machen, aber auch zum Beispiel sauer-scharf-süßer asiatischer Küche gegenüber mehr als tolerant. Ich könnte Euch hier viele Beispiele ans Herz legen, in der Schweiz werde ich meistens ausgelacht, weil ich Yvorne sehr gerne mag, den es dort in jeder Kneipe gibt. Aber weil das Etikett den See so schön ins Bild bringt, hier der 1820 Montreux von Obrist – und nein, der Wein ist nicht von 1820, sondern 2022, 1820 ist die Postleitzahl von Montreux…

Ich hoffe, das paßt zum Sommer, wo immer Ihr ihn verbringt. Und aus dem die Berliner unter Euch hoffentlich rechtzeitig zum nächsten Heinzelcheesetalk am 18. August zurückkehren! Ich hab so das Gefühl, daß die Schweiz dort auch eine Rolle spielen könnte… Ihr bekommt wie immer eine gesonderte Einladung. Bis dahin, laßt die Tannen rauschen und die Herzen fröhlich hüpfen, allen Widrigkeiten dieser Tage zum Trotz.

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