Heinzelcheesetalk #86: Nochmal auf in die Ägäis. Freitag 11. Februar 2022. Markthalle Neun. Genesen, geboostert, getestet.

Unglaublich, schon wieder ein Monat vorbei… wie gut, dass die Zeit zuverlässig vergeht. Also hieß es: auf ein Neues. Und nachdem beim letzten Mal die Tischrunde stark omikrongelichtet war (was der Stimmung keinerlei Abbruch tat!), das Interesse am Thema Feta aber deutlich und stark vorhanden, nahm ich Euch ein zweites Mal in diese Richtung mit, mit neuen Käse- und Weinvariationen. So eine schöne Dosis Mittelmeersonne in der Ägäis tut einfach gut…

Wir begannen mit Cava-Bubbles (danke Suff!) und dem lustigen türkischen „Zungenkäse“, Dil Peynir, der sich in dünne Fäden reißen läßt, sow ie Mozzarella aus lauter Schichten besteht, und dieser großen, mediterranen Käsefamilie mit moderner Technologie nachempfunden ist. Ich hatte ihn allerdings nicht aus Istanbul mitgebracht wie „früher“ (seufz), sondern bei Güzel Annem in den Niederlanden bestellt. Von dort stammte auch der nächste, drei Monate gereifte, säuerlich-salzig eher spröde Eski Peynir, der sich wiederum an der ebenso bedeutenden Familie der Tulum-Käse orientierte. Im Glas dazu muskataromatisch duftender, angenehm öliger 2018 Bornova Misketi von Kavaklidere aus dem Hinterland von Izmir – Ägäis-Volltreffer und bestens käse-geeignet, wie Ihr befandet. Sowieso großartig aufgeschlossen und aufmerksam wart, danke!

Denn als nächstes folgte nach Pinien, Zitrus und Harz duftender Retsina von Papagiannakos, nicht ganz aus der Ägäis, sondern dem Ionischen Meer. Wir waren nach zwei ganz unterschiedlichen Graviera-Typen (80% Kuhmilch und 15 Monate gereift, üppig und nahezu sahnig aus Naxos und zu 90% aus Schafs- und Ziegenmilch, 8 Monate gereift von Olympus vom griechischen Festland, würziger und nicht ganz so üppig in Eurer Wahrnehmung) bei einem Ausflug nach Molise in Süditalien, nämlich dem Treccia-Zopf von di Nucci. Eigentlich ein ganz frischer (in diesem Fall vakuumierter) Käse aus großartiger roher Gebirgskuhmilch, und ebenfalls – und in diesem Fall von Hand – als Pasta Filata zu Schichten gezogen.

Dann, mit den letzten Schlucken vom Retsina (kleine Gruppen haben auch ihre Vorteile ;))) der erste Feta, aus 100% Schafsmilch von Knippenberg (was nach der geschützten Ursprungsbezeichnung entgegen meiner Annahme tatsächlich möglich ist! Maximal 30% Ziegenmilch dürfen zugegeben werden… sorry!). Eher mild und jung überließ er dem Wein gerne die Bühne. Ganz anders der folgende, 11 Monate gereifte Ziegenkäse von Taxas, sehr ausdrucksvoll in Textur und Aromen, die Säure eingebunden und muskulär. Wir begutachteten dazu meine Keller-Trouvaille, den 2014 Pata Trava, ein unfiltrierter, spontanvergorener Rosé aus Xinomavro von Ktima Ligas aus Mazedonien, ruhig und angenehm herb. Feta der Biocompany (5 Monate) und holzfassgereifter Feta von Olympus (17 Monate) demonstrierten dann ebenso wie der in Körben abgetropfte Kalathaki aus Limnos (10 Monate), welch enorme Bandbreite oberflächlich gesehen sehr ähnliche Käse bieten können.

Wir beschlossen unseren Ägäistrip in Ezine, mit einem kleinen Würfel aus Kuhmilch, vom Crellemarkt, sehr dicht in Textur und Aroma, Betrachtungen über die Relativität von Qualität und Authentizität und dem 2017 Cabernet Sauvignon von Sevilen, aus Izmir. Ihr wart eine wunderbare Reisegesellschaft, danke!

HeinzelCheeseTalks finden (hoffentlich weiterhin regelmäßig!) rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”). Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an alle Abonnenten, die sechzehn Plätze am Tisch werden auf Reservierung per Email vergeben, die meinerseits spätestens am Samstag vor dem HeinzelCheeseTalk schriftlich bestätigt wird. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von fünfzehn Euro pro Käsegenießer (bar am Ende des Abends), wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio!

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