Heinzelcheese brauchte dieses Mal nur maximal halb soviel reden zu können wie sonst, denn es handelte sich um eine Art Gigantentreffen: Fritz Lloyd Blomeyer, Berliner Käsehändler der Generation 2.0, kam mit seinem spannendsten Stoff und erzählte, Christian Stahl, der seit Jahren erfolgreich die gediegene fränkische Winzerszene in kreative Unruhe versetzt, schenkte seine Weine aus dem Taubertal ein – und erzählte. Eine Wein-Käse-Jam-Session vom Feinsten.
Sowohl Fritz als auch Christian scheuen vor offenen Worten nicht zurück und trauen sich, Dinge einfach mal anders zu machen. Fritz schafft es, feinste, empfindlichste Käse in der Berliner Gastronomie in Topform auf die Karten und Teller zu bringen, Christian hat sich gegen alle möglichen Vorurteile durchgesetzt und lehnt Bocksbeutel als Flaschenform grundsätzlich ab. Wir erforschten gemeinsam mit diesen charakterstarken Menschen, wie Capriole mit Hasennest kann, Alpen mit Taubertal, Ziege mit fränkischem Sauvignon Blanc. Und weil „der Stahl“ tatsächlich extra dafür nach Berlin kam, gab es dieses Mal nacheinander gleich zwei, ganz unterschiedliche Tische, sozusagen ein HeinzelCheeseTalk-Doppelpack, nämlich wie gewohnt um 18 Uhr in der Markthalle Neun in Kreuzberg und um 21 Uhr sehr exklusiv in der Cordobar in Mitte.
Es begann mit Hasennest Müller-Thurgau bis zurück zum (großartig gereiften!) Jahrgang 2009, wozu Fritz Bergkäse der Sennerei Lehern verschiedener Altersstufen reichte. Dann Sauvignon Blanc, ebenfalls in frischer und gereifter Form (2011 sehr elegant), als Käse dazu sieben (lange) Wochen gereifte, flüssige, und doch gar nicht scharfe Blühende Landschaften vom Capriolenhof (ein Heinzelcheese-Favorit) und der sehr kräftig gereifte Weinbauernkäse.
Zum Weißburgunder gab es Antons Liebe der Käserei Zurwies („ein schlotziger Fluffi“), dann kam Silvaner ins Glas, und zwar „Best Of“, wortwörtlich Edel-Stahl. Zuerst aus dem aktuellen Jahrgang 2014, mit dem St Barbara, einem Schnittkäse der Dorfkäserei Geifertshofen, dann sehr souverän und jetzt in beginnender Bestform der 2012. Zu dem fuhr auch Fritz zu voller Größe auf und löffelte überaus reifen Regow Rouge vom Capriolenhof aufs (Soluna)Brot. Damit bewies er sein außergewöhnliches Gespür fürs Kombinieren: denn der Käse war ausgesprochen intensiv im Aroma und hätte die meisten Sommeliers ins Straucheln gebracht. Der Stahl-Silvaner warf sich ihm freudig überrascht in die Arme, und alle jubelten…
Nach dieser bereits sehr vergnügten Runde (bei der uns die jüngste HeinzelCheeseTalk-Tischgenossin Zoe bereits zum zweiten Mal mit ihrer gut gelaunten Anwesenheit beehrte!) warfen wir uns mit unseren Giganten, einigen Großflaschen und frischer Verstärkung am Tisch ins Nachtleben von Mitte, in die bereits weinbrodelnde Cordobar. Da schenkte Christian auch seine heiß begehrte Scheurebe ein (Suchtgefahr!), und Fritz löffelte direkt auf die Hand… und dann endete alles irgendwann, wie üblich, an der Bar. HeinzelCheesers – Ihr wart wie immer große Klasse, ich danke Euch fürs inspirierte und inspirierende Mit-Jammen – cheerio und bis bald.
HeinzelCheeseTalks finden rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”). Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an eine Mailingliste, dann werden die Plätze am Tisch auf Reservierung vergeben: wer schnell genug ist, ist dabei! Bitte sagt aber Bescheid, wenn Ihr dann doch nicht kommen könnt – es gibt immer eine Warteliste. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von zehn Euro pro Käsegenießer, wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio!