Heinzelnews für den November 2024: Schäfer und Hirten, Pecorino und Chianti – und am Wochenende: Cheese Berlin!

Wenn Ihr das lest und die Heinzelnews noch nicht abonniert habt, könnt Ihr dies hier tun. For all those who had subscribed to an English version of any of my blogs: from now on I’ll be doing only this one monthly newsletter, in German, as there are now so many, and very good, online translation apps. Thanks for your understanding!

Fangen wir mit dem an, was mich im Moment am meisten beschäftigt: dieses Wochenende. Cheese Berlin! Falls Ihr noch nicht geschaut habt – wir haben eine neue Website, das ganze (wirklich umfangreiche, fügte sie nicht ohne Stolz hinzu ;) Programm auf einen Blick. Klick! Heinzelcheesetalks dieses Jahr ausschließlich am Samstag (auf Butter freue ich mich ganz besonders, mit spannenden Vergleichen von ganz frisch bis mehrere Jahre gereift aus der Nobelhart und Schmutzig-Küche!), am Sonntag Cheesewalks und viele kleinere Tastings sowie spannende Diskussionen auf der Käsebühne… es wird ein Fest.

Wenn Ihr vorher (und natürlich auch nachher) käsebedürftig seid: ich steh gerade sehr auf Pecorino, diese Konzentration von sowieso schon superkonzentrierter Schafsmilch, ihrem mehr oder weniger leisen, animalischen Lanolin-Touch in seinen unzähligen Formen. Pecorino, das ist für mich Ausdruck des symbolischen Zusammenlebens, des gemeinsamen Überlebens von Mensch (anfällig für viele Unwägbarkeiten, schutzbedürftig) und Tier (wiederkäuend, auch unter klimatischen Extrembedingungen robust aufgestellt). Das Miteinander von Schäfer*innen und Schafen, nomadisches Ziehen von Landschaft zu Landschaft, durch die Jahreszeiten, das seit Jahrtausenden rund ums Mittelmeer zu beobachten ist… in Form von Käse! Heißt nicht überall Pecorino (was ja auch nur einfach Schafskäse bedeutet), aber das ändert nichts daran: leben, überleben, funktioniert nur gemeinsam, in Vielfalt. Ich hab hier nur einen winzigen Ausschnitt gesammelt, Toscano jung und gereift, Verde Naturale, Romano, Fiore Sardo und ein einfacher Sardo.

Darum geht es übrigens indirekt auch beim diesjährigen Exponat Käse auf der Cheese Berlin!

Hier aber erst noch ein literarischer Exkurs. Ich entdecke gerade Loren Eiseley für mich, Anthropologe, Archäologe, Philosoph, Schriftsteller. Hat vor allem in den 1960ern geschrieben, die ja auch als eine Zeit mit vielen Umbrüchen wahrgenommen wurden. In den Essays in The Unexpected Universe denkt er viel über die menschliche Entwicklung nach, Evolution, den ganz großen Zusammenhang im manchmal ganz Kleinen. Da geht es um Klima, menschliche Hybris… es sei ihm verziehen, daß er es mit dem Gendern noch nicht so richtig hatte – und mir, daß ich Euch schon wieder etwas auf englisch ans Herz lege.

Man is the product of a very unusual epoch in earth’s history, a time when the claws of a vast dragon, the glacial ice, groped fumbling toward him across a third of the world’s land surface and blew upon him the breath of an enormous winter. It was a world of elemental extravagance […] He has been present at the birth of mountains. He has witnessed the disappearance of whole orders of life and survived the cyclonic dust clouds that blew off the receding ice fronts. […] Modern man, for all his developed powers and his imagined insulation in his cities, still lives at the mercy of those giant forces that created him and can equally decree his departure. […] The ice age has receded, it is true, but world climate has not completely rebounded. We are still on the steep edge of winter or early spring…

Er spricht auch davon, wie unsere Vorfahren ein Bewusstsein ihrer selbst entwickelt haben, ein Gedächtnis, allmählich gelernt haben, die Welt nicht nur zu erleben, sondern zu denken und zu erforschen, wie Kinder lernten, sich an Vorbildern zu orientieren, den Tieren.

In its beginnings, and ever more desperately, such a being walks the knife-edge of extinction. For a creature who dreams outside of nature, but is at the same time imprisoned within reality, has acquired […] ‚one of the cruelest and most generous endowments ever given to a species of life by a mysterious providence‘.

Wie immer sind solche kurzen Ausschnitte nur ein winziger Einblick, aber ich kann Euch das nur empfehlen, nicht zuletzt weil es auch in einem geradezu poetischen Stil geschrieben ist und mit großer Demut.

Schließlich, Wein! Roten. Auf den ich wirklich ganz zufällig gestoßen bin, spät abends am Hauptbahnhof, noch schnell ein bißchen frisches Grünzeug zum Abendessen und ja, warum nicht eine Flasche Wein, Chianti, für kleines Geld… 2022 Chianti Fattoria di Vico. Paßte irgendwie gerade. Und paßte tatsächlich großartig, hatte nämlich genau die herbe, transparente Art, die bei Sangiovese (der ja an sich das Gegenteil von dunkel und samtig ist) erst allmählich wieder angesagt ist, ein Abbild der vielen abgelegenen Hügel der Toskana, dem Überleben dort… womit wir wieder beim Pecorino wären :)

Danke fürs Lesen und Miteinander, und hoffentlich bis Samstag und/oder Sonntag. Oh, und Nachtrag: auch nach der Cheese Berlin gibt es Heinzelcheesetalks, und zwar noch zwei dieses Jahr: ein Special anläßlich der RAW Berlin am 30.11. (Samstag!) und einen regulären zum Nikolaus am 6.12. – Details folgen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.