Nach der Cheese Berlin (wow, einfach nur wow: beinahe 4000 sind gekommen, haben bis kurz vor Schluß noch geduldig Schlange gestanden und strahlten Begeisterung aus – danke!!!) ist vor dem nächsten Heinzelcheesetalk!
Und der mußte selbstverständlich als Finale dieses wiederum sehr komplexen, herausfordernden Jahres nochmal etwas Besonderes sein. Ich war Anfang der Woche ein paar Tage in Paris und hatte dort ein paar außergewöhnliche Fromagers besucht, Käsedealer der besonderen Art, die sich für die „wilden“ Käse ganz besonders engagieren. So wie übrigens auch Claudia und Stephan Ryffel und die Hofgemeinschaft Heggelbach, den diesjährigen Fenster zum Hof-Gewinnern, dem Ehrenpreis der Cheese Berlin: ihre 50 Kühe bekommen seit weit über einem Jahrzehnt keinerlei Kraftfutter, sondern futtern selbst auf der Weide beziehungsweise Heu und anderes Grün (und sind damit alles andere als Klimakiller). Entgegen aller Aussagen der Big Players der Milchbranche funktioniert das durchaus, denn die geringeren Milchmengen werden durch die herausragende Qualität ausgeglichen – es gilt eben nur, sie auch entsprechend gekonnt und aufmerksam in adäquate Käseform zu begleiten.
Wie gesagt, ich kann Euch das Buch Fromages Sauvages von Augustin Denous mit den großartigen Bildern von Erwan Balança (Ulmer 2020) nur wärmstens empfehlen, genauso wie einen Käse-Einkaufseinkaufstrip nach Paris, in die Fromageries Châtaigner (Augustin Monnier) und Point de Jour (Augustin Denous). Sie arbeiten sehr pragmatisch und aktiv gegen die allgegenwärtige, fortschreitende Industrialisierung der französischen Käse an. Hier gibt es Käse in einer ursprünglichen, ausdrucksvollen Form, die sonst zu netter Beliebigkeit verblichen sind, da hilft auch ein AOP- oder IGP-Siegel nichts…
Ich hätte gerne noch viel mehr mitgebracht, aber auch so kam die Botschaft bei Euch an:
3x Ziege:
St Clément von Catherine Pin, Dordogne
Ste Maure von Nicolas Guillon, Touraine
Tour de Montot (3x wow!!!) von der Gaec Rizet, Oudry
3x Schafskäse aus den Pyrenäen:
Ardi Gasna von Thomas Arhancet
Ossau-Iraty von Michel Raclos
Tomme d’Ossiniri von Marion & Manu Ossiniri
3x Fourme bleu aus Haut-Forez:
Fourme de Montbrison
Fourme de Valvicières
Fourme d’Ambert (auch dieser ein Hofkäse aus Rohmilch!)
Grande finale: Soumaintrain als Hofkäse, aus Heumilch von der Feme Leclerc aus dem Burgund WOW
Ein bisschen Wein gab es auch dazu (grand sourire ;)
Paul Clémot Crémant de Loire
2021 Oníric Brisat Vermell Xarel.lo, Penedès
2020 Chardonnay Les Molates Domaine des Marnes Blanches, Côtes du Jura
2018 Les Kammerlas Valentin Zusslin, Alsace (gemischter Satz)
2021 Forgiarìn Emilio Bulfon, Venezia Giulia
2018 Mercurey Buissonnier, Vignerons de Buxy
Danke für Eure Offenheit und Begeisterung; ich hoffe sehr, daß wie die Fromages Sauvages nächstes Jahr auf der Cheese Berlin haben werden. Ich wünsche Euch schöne Tage in dieser dunklen Zeit, mit gutem Käse.
HeinzelCheeseTalks finden rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”). Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an alle Abonnenten, die fünfzehn Plätze am Tisch werden auf Reservierung per Email vergeben, die meinerseits spätestens am Samstag vor dem HeinzelCheeseTalk schriftlich bestätigt wird. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von zwanzig Euro pro Käsegenießer (bar am Ende des Abends), wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio – damit die Welt zusammenhält, beziehungsweise wieder zusammen findet.