Heinzelwein-Dreier für den Dezember 2021: leuchtende Bubbles, Weißwein für Freunde und fürs Klima – und der Catch of the Day für die Seele, von Nabaneeta Dev Sen

Der Heinzelwein-Dreier ist eine monatliche Serie, die Ihr hier abonnieren könnt.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber in Heinzelcheese-Land ist der Dezember allen guten Vorsätzen zum Trotz anfangs ziemlich anstrengend. Ja, auch schön, aber bis so die richtige Weihnachtskekse-Kerzen-Tannenbaum-Feierstimmung und in meinem Fall die Ruhe des Winterschlafs am Jahresende eintritt, ist alles eng getaktet. Alles muß irgendwie noch vor den Feiertagen fertig werden, alle möchten sich nochmal treffen (selbst dieses Jahr!), gleichzeitig ist es dunkel und kalt. Deshalb: bevor es im Weinglas ans Edle, Besondere, Feierliche geht (das bekommt Ihr auch noch rechtzeitig in einem zweiten Dezember-Dreier), hier zwei Weine, damit wir es überhaupt noch soweit schaffen.

Erstens: Bubbles der erschwinglichen, die Seele allein schon durch die wunderbare tieforangerosa Farbe aufmunternden und unkomplizierten Art. Der PetNat Maria Rosa von Maria Barena und ihrem Celler Entre Vinyes aus alten Garnacha-Weinbergen des Penedès schmeckt ziemlich genau, wie er aussieht (feine rosa Grapefruit!), paßt für alle Formen von Weihnachtsfeiern und jegliche Häppchen/Tapas/Vorspeisen/heißen Maroni/Pizza/Bratwurst und auch ohne nix. Wenn Ihr das Trübe nicht so mögt, dann stellt die Flasche im Kühlschrank aufrecht, damit sich die Hefe absetzen kann.

Zweitens: ein trockener, kräftiger aber nicht schwerer Weißwein, der ebenfalls vielseitigst „brauchbar“ ist, von Sushi über Ceviche bis zu Entenbraten. Und dessen Name, Cara, eine Erinnerung daran ist, wie wichtig Freund*innen sind! Der 2019 Cara von Ploder-Rosenberg aus dem Vulkanland der Steiermark ist aber auch mit jedem Schluck gut für Klima, Boden und Zusammenleben. Die Ploders haben sich vor zehn Jahren für biodynamische Bewirtschaftung und pilzwiderstandsfähige Rebsorten entschieden, sogenannte Piwis, die wesentlich weniger Spritzmittel brauchen. Beim Cara sind es Souvignier Gris und Bronner, die zusammen mit etwas Pinot Blanc durch den Kontakt mit den Traubenhäuten neben den schlanken, steinigen Noten einen herben Touch zeigen – Heinzelcheese-Tipp: Emmentaler, gereifter Gouda!

Und drittens: ein Gedicht von Nabaneeta Dev Sen, einer der bedeutendsten und sehr erfolgreichen indischen Schriftstellerinnen, aus dem dünnen Band Make Up Your Mind – 25 poems about choice, mit einem Bild von Rabindranath Tagore auf dem Umschlag. Hat nichts mit Weihnachten oder Winter zu tun, mich aber so direkt angesprochen, daß ich es mit Euch teilen möchte. Außerdem ähnelt die knappe und doch tiefgehende Art den beiden Weinen… paßt weiter auf Euch auf, und findet Ruhe, trotzdem!

Catch of the Day

I want to chop it up
slice it into pieces
grind it into a paste
season it
then shut it in the oven.
They didn’t win –
the sun, the rain, the earth.
It’s still all raw inside
floundering like a catfish
still alive, freshly caught:
my youth.

Die Idee dieser monatlichen Empfehlungen: Zwei Flaschen , und zu den flüssigen Geschichten außerdem eine in Worten, oft in Gedicht- oder Musikform – das ist der Heinzelwein-Dreier. Kein Verkaufsformat, sondern der Versuch, zumindest einen Teil dessen, was mir so an Wein und Worten begegnet, mit Euch zu teilen – abonnieren könnt Ihr diese Serie hier. Und damit Ihr nicht lange suchen müßt: die Bubbles gibt es hier, den Cara in Kürze hier (einfach anrufen!), und den Gedichtband hier. Trinken, schmecken, lesen, denken, leben (- wagen!) müßt Ihr wie immer selbst – keep safe.

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