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Es ist genug in der Welt los, nah und fern, um dem Blues zu verfallen – und um so wichtiger, sich mit Gegenmitteln aller Art zu wappnen. Käse hilft, sagt Heinzelcheese… und wenn schon Blues, dann Bleu. Alle, die jetzt sofort die Nase rümpfen, weil „Blauschimmel so gar nicht…“ – gemach. Manche Dinge sind vorurteilsfrei betrachtet und erlebt ganz anders und gar nicht so schlimm wie in der Vorstellung (politische Idioten und bestimmte Viren ausgeschlossen). Deshalb: Bleu d’Auvergne, der sanfte, sämige Blaue aus Zentralfrankreich.
Die Auvergne liegt im Massif Central, dem Vulkanmassiv mitten in Frankreich, mit jeder Menge Gebirgsweiden, entsprechend vielen Kühen und fünf berühmten Käsen: Fourme d’Ambert (ebenfalls blau), Cantal und Salers, St Nectaire und unser heutiger Kandidat. Der ist seit 1975 mit einer AOC geschützt, wird aber bereits viel länger produziert. Die Auvergnats hören das nicht besonders gerne, doch natürlich haben sie seit langem versucht, an den Erfolg des Roquefort anzuknüpfen, der sich seit den Zeiten Karls des Großen im südlichen angrenzenden Aveyron zu einem einzigartigen Exportschlager entwickelt hatte… Allerdings liefern dort Schafe die Milch, während es in der Auvergne genügend regnet, um Kühe zu halten. Deren Milch schmeckt ganz anders (dazu mehr im nächsten Heinzelcheesetalk!), und selbst als die guten Bauern herausgefunden hatten, wie sie die frischen runden Laibe nicht nur mit auf Roggenbrot kultiviertem Blauschimmel impfen, sondern danach auch mit Nadeln anstechen mußten, damit der Pilz gleichmäßig wachsen kann, wurde daraus immer noch kein Roquefort!
Sondern ein ganz anderer, weniger salziger und potenziell ebenso großartiger Käse. Es gibt ihn aus pasteurisierter Milch und großen Betrieben oder aus Rohmilch und handwerklicher Herstellung. Das schmeckt man, und es schlägt sich im (so oder so relativ bescheidenen) Preis nieder. Vergleicht, sucht, fragt nach!
Und wenn Ihr dann fündig geworden seid (dieses Prachtexemplar stammt von Maître Philippe in Berlin), dann erfreut Euch an der dichten und doch schmelzigen Art und diesen wunderbaren Aromen, die mich an die allerfeinste Champignonkremsuppe erinnern. Die Ursache des Blues beseitigt das alles nicht – aber es stärkt Geist und Seele. Und in der Küche läßt sich damit auch bestens spielen und experimentieren. Cheesio, mes amis – trotz Idioten aller Art.
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