Käse-Essen, das könnt Ihr alle, dazu braucht Ihr keine Anleitung. Aber Käse so richtig aufmerksam zu probieren, das ist etwas ganz Anderes. Da geht es darum, mit allen fünf Sinnen alle Informationen zu sammeln, die so ein kleiner Probierhappen zu bieten hat, um die Geschichte, die er uns von den Wiesen und Ställen, den Tieren und Menschen erzählen möchte, tatsächlich zu hören. Zum Auftakt der Cheese Berlin 2019 haben wir das am Samstagnachmittag ganz aktiv geübt, mit einer Auswahl der besten und spannendsten Käse der diesjährigen Cheese Berlin (natürlich gab es Brot und Wein dazu) – und beim großen Markt am Sonntag konntet Ihr dann als superwache, frisch trainierte Verkoster an den Start gehen!
Wir begannen mit dem wunderbar sämigen, 12 Monate gereiften Emmentaler Urtyp zum Trainieren der Sinne – und dem Rieslingsekt von Martin Frey aus dem Breisgau zur allgemeinen Anregung ;)
Es folgten zwei Rieslinge von Martin Tesch von der Nahe, beide sehr schön gereift aus 2012, vom lehmigen Kiesboden der Lehrer Berg, von verwittertem roten Sandstein der Karthäuser. Dazu als erstes Käsepaar die eher kräftige Samtziege vom Ziegenhof Jahnke aus Sörup in Schleswig-Holstein und sehr ähnlich und doch ganz anders Aurélie von der Kaasmakerij Karditsel in Lummen in Belgien. Ein ebenso ähnliches und doch ganz unterschiedliches Paar bildeten die super-elegante 16monatige Alpe Loch aus dem Lecknertal im Bregenzerwald und der etwas weicher gekäste, vollfette Alpengold von der Alpe Vergalden in Gargellen im Montafon.
Da wart Ihr schon richtig gute Hinschmecker! Den 2008 Schöpfliwingert Pinot Noir von Georg Fromm aus Malans in Graubünden wußtet Ihr wunderbar zu schätzen, und auch den Vergleich zwischen dem 12monatigen „normalen“ Deichkäse der Rohmilchkäserei Backensholz bei Husum in Schleswig-Holstein und meinem letzten Stück des Naturkäses aus demselben Haus. Thilo Metzger-Petersen hatte vor genau zwei Jahren eine Partie Deichkäse mit eigenen Kulturen gemacht, die sich wesentlich langsamer entwickelte. Sie brauchte länger, um die Säure einzubinden – aber dann… Wir schlossen ab mit einem großen Spagat zwischen Glas (2013 Vintage Öküzgözü aus Elazığ in Ostanatolien von Kayra – dunkel, tief) und zwei irischen Käsen auf den Brettern, dem feinsäuerlichen, dezent blauschimmeligen Young Buck von Mike Thomson und dem extrem feinen Corleggy von Silke Cropp.
Ihr wart super – eigentlich hättet Ihr alle ein Diplom bekommen sollen! Dank an Birgit und Shahin fürs Assistieren – cheesio.