Heinzelcheesetalk #29: Meine Favoriten aus den USA, Käse statt Politik. Freitag, 12. August 2016

Als ich zu diesem Cheesetalk eingeladen habe, saß ich in Cambridge/Massachusetts, und wer sich in Heinzelcheese-Land, oder ganz allgemein mit Käse auskennt, weiß, daß ich mich für Euch quasi um die Ecke mit allerfeinstem Stoff eindecken würde, in einem wahren Käseparadies: Ihsan Gurdal’s Formaggio Kitchen.

Ich bin während der fünf Wochen in den USA großartigen Menschen, Weinen und Käsen begegnet und wollte zumindest einen Teil davon mit Euch teilen. Zum Beispiel David Gremmels wunderbare Blauschimmelkäse aus dem Tal des Rogue River in Süd-Oregon. Oder die fantastischen Weichkäse der Cowgirls aus dem Marin County, eine Autostunde nördlich von San Francisco an der Pazifikküste. Und und und…

HCT USA

Und natürlich gehörte Wein dazu: schließlich hatte ich Jay Somers besucht, der in den Dundee Hills in Oregon Pinot Noir mit Suchtcharakter macht – die Suffköppe in Kreuzberg haben den wunderbar gereiften 2009 im Angebot, hurra!

HCT USA

Aber von vorn: wir begannen mit einer ganzen Reihe von Ziegenkäsen aus Massachusetts, Vermont und New York. Großartig wie immer Ada’s Honor von Tricia Smith und ihrer kleinen, perfektionistischen Ruggles Creamery (früher Carlisle) – wozu der 2015 Muskateller von Ruppert-Deginther in Rheinhessen wirklich bestens paßte. Dann transportgereift der sehr kräftige Classic Blue Log der Westfield Farm, den ich Euch unbedingt zeigen wollte, weil damit  zumindest für mich bei einem Tasting mit Rob Kaufelt auf der Cheese in Bra 2001 alles anfing mit dem Käse. Auch der Kunik der Nettle Meadow Farm aus Ziegenmilch mit Jersey-Sahne hatte Power; wie eine Tüte Chips, viel Fett und viel Salz, aber viel besser, sagte sehr treffend jemand von Euch.

Cowgirl picnic

Der 2013 Chardonnay von Beringer aus Kalifornien erinnerte solo eher an Ananassaft, entpuppte sich aber als ziemlich guter Chips-Wein… Eine wahre Wonne war dann der superkremige Mt Tam Triple Creme von den Cowgirls aus Petaluma nördlich von San Francisco (den ich dort für Euch schon mal vorgekostet hatte, siehe Foto – das Leben ist hart). 2014 Chardonnay Reserve von Reibold aus der Nordpfalz brauchte Luft und Hingabe, machte sich im Glas aber ausgesprochen gut; ein neuer Star, der auch und besonders mit dem Manchester von Consider Bartwell gut zurecht kam.

HCT USA bottles

Jay Somers‘ 2009 Dundee Hills Pinot Noir aus Oregon gefiel Euch allen, beinahe hättet Ihr den Käse komplett vergessen – doch das Washed Wheel von der Twig Farm brachte sich sehr aroma-intensiv in Erinnerung, und auch der Harbison in seiner Fichtenrinde von Jasper Hill aus Vermont verschaffte sich mit harzigen Noten Gehör. Zum Cabot Clothbound Cheddar aus demselben Reifekeller dann ein 2009 Spätburgunder aus einer ganz anderen Ecke, nämlich der Kalmit von Sven Leiner aus Ilbesheim in der Südpfalz. Herber und dunkler in den Aromen, aber elegant und dem Cheddar gegenüber sehr offen.

Rogue muralZum Blauschimmel kam Süßes ins Glas: die 2015 Heßlocher Riesling Spätlese von Ruppert-Deginther war so saftig und lecker wie ein perfekter frischer Pfirsich. David Gremmels‘ Oregon Blue von der Rogue River Creamery war dazu nur ein kleiner Vorgeschmack auf eine hoffentlich ausgedehnte Probe Anfang nächsten Jahres der grandiosen Blauschimmelkäse aus dem Süden Oregons. Und der Bayley Hazen Blue von Jasper Hill zeigte schließlich, wie vielfältig der Norden von Vermont in Sachen Käse ist. Als kleines Abschiedssahnetupferl gab es die 2012 Riesling Spätlese vom Karthäuserhof an der Ruwer, jetzt wunderbar zu trinken, als habe man die Pfirsiche mit Zitronen und Himbeeren zu einer Kreme verarbeitet…

Cheerio – Käse macht soviel mehr Sinn als Politik.

HeinzelCheeseTalks finden rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”).

Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an eine Mailingliste, dann werden die fünfzehn Plätze am Tisch auf Reservierung vergeben. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von zwölf Euro pro Käsegenießer, wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.