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„Es ist die Konfrontation mit dem Anderen, die unseren Verstand öffnet und uns unsere Vorurteile vor Augen führt,“ schreibt der italienische Physiker Carlo Rovelli in seinem Buch über den griechischen Forscher Anaximander und die Geburt der Wissenschaft. Und fährt fort: „Jedes Mal, wenn wir uns als Nation, als Gruppe, als Kontinent selbst bespiegeln und unsere Identität feiern, feiern wir eigentlich nur unsere eigenen Grenzen und bejubeln unsere eigene Einfalt. Jedes Mal, wenn wir uns der Vielfalt öffnen und auf Unterschiede achten, tragen wir zur Bereicherung und zur Intelligenz der menschlichen Rasse bei.“
Jawohl. Ist uns natürlich allen klar, aber eine Erinnerung kann nicht schaden… und dazu auch gleich ein sinneserweiternder Wein der etwas anderen Art: Retsina. Ja, das ist der geharzte Wein aus Griechenland, und ja (Offenheit!), er kann großartig schmecken! Die Minimengen Harz, die dem Wein zugesetzt werden, agieren in etwa so wie das Holz neuer Fässer, nicht mehr und nicht weniger. Vasilis Papagiannakos führt das Weingut seiner Familie unweit vom Meer in Attika in dritter Generation und hat die alte Tradition dieses Weintyps 2000 neu aufleben lassen, mit richtig gutem Wein aus 50jährigen Savatiano-Trauben und dem Harz (das durch das Anritzen der Bäume gewonnen wird) lokaler Attika-Pinien. Sein 2022 Retsina Papagiannakos schmeckt frisch und lebhaft, mit ausgeprägten gelben Zitrus- und Rosmarinaromen, und freut sich erstens generell über offene, durstige Gemüter, zweitens geräucherten und gegrillten Fisch aller Art und drittens mittelkräftige Käse.
Was mich zum Neu-Anfang bringt. Einige von Euch erinnern sich vielleicht an Maria und Michał Jaremkiewicz, die auf der letzten Cheese Berlin zum allerersten Mal Käse aus ihrer nagelneuen Käserei in Golęczewo bei Posen in Polen präsentierten. Inzwischen läuft der Betrieb der beiden Quereinsteiger schon richtig rund, neulich waren sie wieder in Berlin und haben mir Proben mitgebracht. Die ich Euch nur wärmstens empfehlen kann! Auf den ersten Blick wirkt alles unspektakulär, doch gerade dann, wenn sich müdes Abnicken einstellen will, besticht die klare, volle Art der offensichtlich richtig guten Milch, die schnörkellose Verarbeitung und die dichte, nahezu buttrige Textur (meinten auch die Jubiläums-Heinzelcheesetalker letzte Woche!). Dies hier ist der fünfmonatige „goldene“ Schnittkäse der Serowarnia Golęczewo, daneben gibt es auch (Offenheit!) richtig gute geräucherte Versionen – und ich hoffe sehr, daß all das bald in einer Berliner Käsetheke liegt! Ich arbeite dran…
Abschließend noch ein paar Rovelli-Sätze:
Die Stärke der Wissenschaft besteht nicht darin, alternative Theorien zu entwickeln, um experimentelle Daten im Rahmen der Regeln des logischen Denkens zu erklären. Vielmehr ist es ihre Fähigkeit, sich auf die bereits existierenden Theorien – also auf das in der Vergangenheit angesammelte Wissen – zu stützen, dieses Wissen aber ständig zu hinterfragen, es ständig zu modifizieren und keinen seiner Aspekte für sicher oder unveränderlich zu halten, selbst die scheinbar solidesten Grundlagen nicht. […] Unser Denken wandelt sich Schritt für Schritt von innen heraus, in ständiger harter Konfrontation mit der Wirklichkeit. Aber der Raum für denkbare Gedanken ist unbegrenzt, und wir haben bisher erst einen winzigen Bruchteil erkundet. Die Welt liegt vor uns und wartet darauf, erforscht zu werden.
Carlo Rovelli, Die Geburt der Wissenschaft: Anaximander und sein Erbe (aus dem Französischen von Monika Niehaus)
Ich wünsche Euch Offenheit und Mut, immer wieder neu anzufangen und die Wirklichkeit zu erforschen.
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