Der Käse des Monats für den Dezember 2021 ist: Soft White von New Roots aus dem Emmental/CH

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Emmental – waren wir da nicht gerade mit dem November-Käse? Ja, waren wir. Aber, und, um es gleich vorwegzunehmen (Achtung, Kinnladen schon mal festhalten): dieser Käse ist gar keiner, weil der Soft White nicht aus Kuhmilch, sondern aus Cashewkernen gemacht wird. Päng, da sind sie doch gefallen, die Kinnladen. Heinzelcheese stellt einen veganen Käse vor… Ich bin selbst überrascht!

Bis jetzt war nämlich alles, was mir in dieser Kategorie begegnet ist, ziemlicher Schrott, eher so Nußpüree in Käseform. Warum ich neulich im Bio-Supermarkt meines Vertrauens spontan diesen kleinen runden Kerl erstanden habe, weiß ich nicht. Aber ich war extrem positiv überrascht. Hat in der gleichmäßig cremigen Textur zwar nichts mit Käse aus tierischer Milch zu tun, und läßt auch die geschmackliche Komplexität vermissen. Aber trotzdem: läßt sich wirklich angenehm essen, schmeckt nicht nach Nuß, und liegt nicht schwer im Magen (mein Problem mit all seinen Vorgängern – analoger Industriekram aus Soja, Palmöl oder anderen Pflanzenfetten sei hier sowieso beiseite gelassen).

Da veganer „Käse“ immer mehr zum Thema wird (neulich habe ich Maria Scharfe kennengelernt, Food Scientist beim Formo-Team), hier ein paar Fragen und Denkanstöße. Über die New Roots-Gang und deren Philosophie könnt Ihr auf ihrer Website selbst nachlesen – die ist sehr schön gemacht, und zwangsläufig etwas einseitig in der Darstellung. Hier ist auch ein Bericht der Süddeutschen Zeitung mit mehr Info.

Ich frage mich:

Ist Käse (ich laß die Anführungszeichen jetzt mal weg) aus pflanzlicher Milch wirklich besser verdaulich oder gar gesünder?

Bin ich übermäßig mißtrauisch, oder erinnert mich die Auslagerung der Rohstoffproduktion (die New Roots-Cashews kommen aus Vietnam und Burkina Faso) an Leonard Cohen’s Old Black Joe’s still pickin‘ cotton for your ribbons and bows and everybody knows… – ist so kommod, wenn die Plantagen nicht direkt vor der Haustür, die Ställe und Weiden nicht vor dem eigenen Fenster liegen…

Wie sähen die Schweiz, die Alpen, andere bergige Landschaften ohne die historische symbiotische Beziehung zwischen Wiederkäuern und Menschen aus?

Aufgrund des industriellen Missbrauchs von Tieren (und Menschen) Käse allgemein abzulehnen, ist extrem radikal – was ist mit den Käseproduzenten, die ihre Tiere (und Mitarbeiter) ebenso gut und fair behandeln, wie die New Roots uns das in Bezug auf die Cashewbauern versprechen?

Bei einem Preis von gut sieben Schweizer Franken pro 100 Gramm Käse (wie für den Soft White) ließe sich einiges ändern an den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Tieren und Menschen.

Ok, genug. Mich würde es sehr interessieren, was Ihr davon haltet und darüber denkt. Bitte gerne (faire!) Kommentare…

Ich wünsche Euch viel guten Käse (und Wein :) für die kommenden Tage, danke für all die schönen, inspirierenden gemeinsamen Momente in diesem wiederum turbulenten Jahr – und denkt dran: There’s a crack in everything. Cheesio, Ihr Lieben.

5 Gedanken zu „Der Käse des Monats für den Dezember 2021 ist: Soft White von New Roots aus dem Emmental/CH“

  1. Ich persönlich mag es gar nicht, wenn Lebensmittel-Imitationen nach dem Original benannt werden. Für mich ist Käse nur dann Käse, wenn er aus Milch erzeugt wurde. Und Milch darf auch nur Milch genannt werden, wenn es aus dem Euter eines Säugetieres kommt – das hat die EU glücklicherweise so definiert. Sprich: ein Getränk, das aus Hafer, Soja oder was sonst auch immer hergestellt ist, darf nicht „Milch“ genannt werden (heißt dann üblicherweise „Drink‘). Und ich find das auch gut so! Wenn vegan lebende Menschen einen echten Käse ablehnen und stattdessen lieber ein Käseimitat aus Cashewnüssen essen, ok. Aber bitte nicht Käse nennen. Weil das ist es einfach nicht.

  2. Hallo Ursula,

    du erwähnst die Vorgänger. Schmeckt dieser vegane Käse interessanter als der eher fade und unterkomplexe Happy White?

    Viele Grüße
    Oliver

    1. Hallo Oliver – danke für den Hinweis auf die Mitbewerber von New Roots, Dr Mannah in Cuxhaven. Sieht ja tatsächlich sehr ähnlich aus, hab den Happy White aber noch nicht probiert. Cheesio, U.

      1. Ich antworte mir selber: Ja.

        New Roots hat die beste Rinde, dir mir bislang bei einem veganen Camembert begegnet ist. Der Teig ist allerdings etwas mau. Ganz ok ist der Mondarella aus dem Supermarkt, wenn man einen sehr milden, unkomplexen Käse haben möchte (und je näher das MHD rückt, desto unangenehmer wird der Mondarella). Dr. Mannahs hat sich beim Cashew-Camembert in den letzten Jahren nicht wesentlich weiter entwickelt. Der Käse ist simpel, unkomplex, der Teig viel zu weich. New Roots holt mich hier bislang am ehesten ab, ist allerdings absurd teuer.

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