Der Käse für den Monat April 2020 ist: Weißer Bollheimer von Haus Bollheim in Zülpich-Oberelvenich

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Eigentlich… schon wieder ein der Krise geschuldetes „eigentlich“! Eigentlich wollte ich Euch dieses Schmuckstück erst nach einem Besuch bei Kühen und Käser ans große Käseherz legen. Aber wer weiß, wann das sein wird, und da wir ja im Moment lernen, wie viel virtuell auch ganz gut geht (oder gehen muß): hier ist die Erweiterung Eures Käsehorizonts um den Weißen Bollheimer. Das Leben muß weiter gehen.

Ich hatte von Haus Bollheim schon gehört, aber die Käse bis dahin nicht unbedingt richtig auf dem Schirm. Dann war ich im November endlich bei Sabine Jürß und ihren Scellebelle-Ziegen, und die stellte mir zusammen mit ihren eigenen Käsen (ebenfalls großartig, schaut mal in der Effilee #52) eben diese weiße Schönheit hin: „Mußt Du probieren, Olaf macht wirklich guten Käse.“ Stimmt. Und: So geht Kollegialität.

70 rotweißgefleckte Milchkühe leben auf dem seit 2002 biodynamisch geführten Hof Haus Bollheim, wo es (ich zitiere sinngemäß aus den sehr lesenswerten jährlichen Bollheim-Briefen) weniger um betriebswirtschaftliche Optimierung als um einen Lebensentwurf geht, wo möglichst vielfältig gearbeitet werden soll, wo es neben Kühen, und Hühnern Gemüse und Blumen, Getreide und Kartoffeln gibt, neben der Käserei auch eine Bäckerei, selbstverständlich einen Hofladen, ein Terrassencafé – eigentlich (schon wieder dieses Wort) möchte frau sofort nach Zülpich-Oberelvenich ziehen, um bei den Bollheimern Stammkundin zu werden! Oder zumindest nach Köln…

Wie er denn nun schmeckt, dieser handtellergroße runde weiche Kerl mit der weißen Schimmelrinde? Wer beim letzten Heinzelcheesetalk in der Markthalle Neun dabei war (ja, scheint ewig her, war aber tatsächlich erst vor einem Monat), hat ihn vielleicht noch auf der Zunge, dicht und (hier muß dieses viel mißbrauchte Wort jetzt wirklich sein) kremig, besonders im butterigen Kern von einer feinen Säuerlichkeit, die all die Üppigkeit zum Schwingen bringt, und ganz wunderbar zu Alexander Gyslers Weißburgunder Sternenglanz paßte. Dieses Exemplar hier durfte dann die vier Wochen in meinem Kühlschrank ruhen und reifen, so daß zum kremigen Inneren eine ganz leichte, feine Bitternote von der Rinde kommt, die nun nicht mehr nach frischen Champignons, sondern eher nach Ammoniak duftet. Ein erwachsener Käse.

Bitte paßt gut auf Euch auf, damit wir irgendwann, hoffentlich bald und ohne „eigentlich“ auch wieder analog zusammen Käse erkunden können.

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