Heinzelwein-Dreier für den Dezember 2018: Emrich-Schönleber, Kanonkop und James Baldwin

Heinzelwein ist eine monatliche Serie, die Ihr hier abonnieren könnt.

Es war ein intensives, reich gefülltes Jahr, mit Höhen und Tiefen vielerlei Art, in dem ich nicht zuletzt diese Serie begonnen habe. Ich hoffe, daß sie Euch ebenso viel Stoff zum Nachdenken gibt, wie sie mich beschäftigt – und daß die teilweise sehr losen Verbindungen zwischen Gedanken und Weinen Sinn machen. Das Leben ist eine Reise…

„I am saying that a journey is called that because you cannot know what you will discover on the journey, what you will do with what you find, or what you find will do to you.“

James Baldwin (1924-87, Schriftsteller, Dichter, Sozialkritiker) schrieb diese Zeilen 1979 anläßlich des Vorhaben eines Buches über Malcom X, Martin Luther King und Edgar Evers, einer Reise zurück zu den Wurzeln. Das Buch blieb ein Fragment, aus dem Raoul Peck schließlich den sehr ergreifenden Film I Am Not Your Negro entwickelte.

Die Heinzelwein-Reise begann Anfang dieses Jahres mit dem 2008 Riesling Frühlingsplätzchen von Emrich-Schönleber aus Monzingen an der Nahe. Vor kurzem fand der 2008 Riesling Halenberg der Schönlebers seinen Weg in mein Glas. Etwas ernsthafter und dunkler in der Aromatik, mit viel Muskeln und alles andere als in irgendeiner Weise alt… Gibt es natürlich nicht mehr zu kaufen, daher sei hier die ausdrückliche Empfehlung für jegliche und alle Weine aus diesem Hause ausgesprochen, neben Riesling auch Weiß- und Grauburgunder, von Einfacherem für jeden Tag bis zu den Großen Gewächsen, die viele Jahre Geduld verdienen.

Noch einmal James Baldwin, auf einer der letzten Seiten in Raoul Pecks Zusammenstellung (die es auch als Buch gibt):

History is not the past.
It is the present.
We carry our history with us.
We are our history.
If we pretend otherwise, we literally are criminals.

I attest to this:
the world is not white;
it never was white,
cannot be white.
White is a metaphor for power,
and that is simply a way of describing
Chase Manhattan Bank.

Ich versuche jetzt gar nicht erst, eine direkte Brücke zu einem meiner verläßlichsten Lieblingsrotweine zu schlagen, das wird Euch schon selbst einfallen. Ich leg ihn Euch einfach nur für all die Momente in diesem Winter ans Herz, in denen Ihr im Glas Charakter braucht, der weder aufdringlich noch anstrengend ist. Der Kadette von Kanonkop aus Stellenbosch in Südafrika ist sozusagen der Gutswein des altehrwürdigen Weinguts und ein sogenannter Cape Blend, ein Verschnitt aus Cabernet Sauvignon, Pinotage, Merlot und Cabernet Franc. Kraft, ja, aber mit einer solch strahlenden, sonnenerfüllten Frucht… Pinotage ist klassisch südafrikanisch, eine Pinot Noir-Kreuzung mit Cinsault, der eine ganz eigene staubigrote Würze ins Spiel bringt. Wenn Ihr könnt, leistet Euch einen der reinsortigen Kanonkop-Weine dieser Sorte – ich verspreche, es lohnt sich.

Eine neue Reise, und nichts ist einfach nur weiß.

Der Heinzelwein-Dreier ist eine monatliche Serie, die Ihr hier abonnieren könnt.

Die Idee dieser monatlichen Empfehlungen: Zwei Flaschen, ganz unterschiedlich, und zu den flüssigen Geschichten außerdem eine in Worten, in Gedichtform – das ist der Heinzelwein-Dreier. Kein Verkaufsformat, sondern der Versuch, zumindest einen Teil dessen, was mir so an Wein begegnet, mit Euch zu teilen – abonnieren könnt Ihr diese Serie hier. Und damit Ihr nicht lange suchen müßt: hier gibt es Emrich-Schönleber und hier Kanonkop. Trinken, lesen, schmecken, denken müßt Ihr selbst… wer tiefer in das Schwarzweiß-Thema eintauchen möchte: Michael W. Twitty, The Cooking Gene.

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