StadtLandFood 2016: Das große Festival. Mit gaaanz viel Käse. 1.-3. Oktober 2016

Es war ein Fest, dieses Festival, die zweite Auflage von StadtLandFood in seiner großen Marktform. Dieses Mal war der Käse mittenmang und mittendrin, neben dem Honig, gegenüber vom Brot, nicht weit von der Schokolade und den Büchern…

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Aber von vorn. „Nächstes Jahr gibt es wieder ein ‚großes‘ StadtLandFood – seid Ihr dabei?“ Das Markthallenteam stellte die Frage so unschuldig früh, daß wir KäseKuratorinnen sofort zusagten. War ja noch so lange hin, noch soo viel Zeit zum Organisieren… und außerdem brauchten wir schließlich nur die Pläne von 2014 wieder umzusetzen. Dachten wir, Theresa Malec und Eure Heinzelcheese. Immerhin waren wir so schlau, uns Marla Kayacik ins Käseboot zu holen.

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Denn natürlich kam alles ganz anders und viel schöner und bewahrte uns vor einer müden Wiederholung. Turnhallen zu Käsewerkstätten umzufunktionieren, das war 2016 verständlicherweise unmöglich. Außerdem hatte sich die Markthalle inzwischen „entkikt“. So wurde alles ganz neu. Manchmal waren wir kurz vor den Verzweifeln, um die vielen kleinen Details unseres Vorhabens rechtzeitig zusammen zu bringen, doch es ging immer weiter… „Zirkusdirektor“ Roman Dashuber, Pamela Dorsch als Koordinatorin und André Hach als immer gut gelaunter Deus ex Machina hielten uns wach und bei der Käsestange, die Hausmeister vollbrachten kleine Wunder.

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Denn wir fungierten eine ganze Insel zur Aktionsfläche um, bestanden dabei auf Käserei-affinen schwarzweißkarierten Bodenbelag, Waschbecken, Beleuchtung, Schilder… Ein Workshop nach dem anderen fand hier statt, großartig gemanaged von Caro Zeyher, die ein ums andere Mal erklärte, daß hier tatkräftig selbst gekäst, Ricotta geschöpft und Weichkäse gefüllt werden konnte; unter fachkundiger, geduldiger Anleitung jener, die genau dies jeden Tag seit langem tun.

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Michael Bemm und Isabel Oertel von der Thüringer Herz-Käserei betreuten und begleiteten gespannte Gruppen an den kleinen Käsekesseln, Ute Rohrbeck brachte ihre Erfahrung aus Kunst & Käse ein, um Molke und Ricotta in ihrer Entstehung zu erklären, und Käsehändler Fritz Blomeyer verdeutlichte den Part, der den jungen Käse zur Reife überführt, das Affinieren. Eine Gruppe nach der anderen bekam dafür gelbe Schürzen und weiße Käppis ausgehändigt.

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Die standen auch den Kids gut, die mit Cosima Schäfer und vielen großartigen Voluntären (überhaupt, die Voluntäre – ohne Euch wäre gar nichts gegangen beim Käse, Ihr wart spitze, und glücklicherweise viel zu viele, um Euch hier alle beim Namen zu nennen!!) Sahne zu Butter schüttelten und auf Sironis Brot probierten, ihre Lieblingstiere malten und mit einem Quiz durch die Halle jagten: Warum heißt Ricotta überhaupt Ricotta? Welche Milchkuhrasse hatten wir Euch zum Selbermelken aufgestellt? Manchmal schüttelten mehr Eltern als Kinder (auch gut), und so manche Omas und Opas lernten gleich noch was mit.

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Ums Lernen ging es sowieso: Etwa an Kirsten Kohlhaws MilchKostBar. Fünf Milchen (ja, das ist der Plural von Milch – der Radioreporter wollte es auch nicht glauben) und ein kleiner Pappbecher demonstrierten, wie unterschiedlich das weiße Maß schmecken kann, von vorzugsroh bis H(altbar). Warum die Unterschiede? Das erklärten auch die Poster rund um die Aktionsinsel. Was fressen Kühe? Wir hatten neben allerlei Sennereiwerkzeug Silage, Heu und Kraftfutter  aufgebaut (danke, lieber Gerhard Beer vulgo Menze!) – und einen Kuhfladen, denn der düngt die Wiesen und schließt den Kreislauf.

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Doch nicht alles ist mit Technik und Wissenschaft erklärbar: Arpad Dobriban machte das aus der künstlerischen Sicht mit seiner großartigen, riech- und schmeckbaren Installation „Milch für die Ewigkeit“ deutlich, hingabevoll und superkompetent betreut durch Susann Unger von der Galerie Baeckerei. Heimat für unterwegs: Getrocknete Sauermilch hat Arpad Dobriban aus nahen und fernen Ländern über Jahre gesammelt, für Reise und Flucht, damit das Selbst nicht abhanden kommt.

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Milch, Kultur, Reife, Gedächtnis, Bewahrung – natürlich mußte es auch Käse geben, vom Feinsten, in sechs Variationen, als Probierset in der KäseKostBar. Zum Genauhinschmecken, den Unterschied zwischen Kuh, Schaf und Ziege erschmecken, die Auswirkung der Zeit zu erkennen. Die schien während des Festivals beinahe ein wenig stehenzubleiben. Nach drei langen, intensiven, erfüllten Tagen waren wir alle zusammen wunderbar erschöpft, fußlahm, glücklich – und ein kleines bißchen StadtLandFood-weiser. Hier sind noch mehr Fotos.

Nochmals ein riesiger Heinzelcheese-Dank an alle Mitmacher, Helfer, Unterstützer, Sponsoren – es war ein wirkliches Fest, und ich habe selten so viele aufgeschlossene, gut gelaunte Menschen erlebt wie in diesen Tagen.

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