HeinzelCheeseTalk zum Sechzehnten: Österreich! Freitag, 14. August 2015

Ich war für Euch, meine meine HeinzelCheeseTalk-Getreuen, in den österreichischen Bergen herum gekraxelt und hatte mich durch einen Weinkeller nach dem anderen verkostet – also wie immer keine Mühe gescheut. Denn in unserem (größtenteils) idyllischen Nachbarland gibt es viel mehr spannende Käse, als den meisten von uns bewußt ist. Und natürlich großartige Weine, bei denen mich dieses Mal besonders der Grüne Veltliner in konzentrierter und gereifter Form interessierte.

Zuerst einmal: ein Kompliment sowohl an Euch, die Ihr zahlreich und begeistert trotz der leicht erhöhten Wärmegrade am Tisch der Markthalle Neun saßet, als auch an die Käse, die den Transport unter diesen sommerlich erschwerten Bedingungen viel besser überstanden hatten, als das meistens angenommen wird. Es lohnte sich: Die Alpenrepublik hatte richtige kleine Wunder zu bieten…

HCT Austria bts and cheeseWir begannen mit einem außerkurrikulären, sehr erfrischenden baskischen Cidre (danke Wernher!), gefolgt von einem feinen Müller-Thurgau vom Winzerverein Hagnau vom (deutschen) Bodensee, tasteten uns also langsam an Österreich heran. Ohne Planungshintergrund, aber trotzdem sehr stimmig dazu ein kleine weißumschimmelte Ziegenpyramide von Josef Pranz aus dem Innviertel – gar nicht zickig, wie jemand anerkennend bemerkte, sondern ganz dezent säuerlich und schmelzend. Der folgende Ziegen-Camembert war wesentlich kräftiger und die Begegnung mit Martin Muthentalers 2012 Veltliner aus dem Spitzer Graben in der Wachau etwas aufreibender… Doch dann ganz klassisch ein Bachensteiner der Sennerei Sibratsgefäll im Bregenzerwald. Karmeliter1Der kleine „stinkig“-rotgeschmierte Weichkäseriegel aus Kuhmilch wird von den Älplern traditionell als schnelle Variante zum Bergkäse gemacht. Und wie von Geisterhand gerufen schlenderte just in diesem Moment Gerhard Beer vorbei, vulgo Menze, der diesen (und viele andere!) eigentlich so einfachen und doch so vergnüglichen Bregenzerwäldler Käse an seinem Stand in der Markthalle (und jetzt auch in einem Laden in der Wilmersdorfer Niebuhr/Bleibtreustraße) im Angebot hat. Wir machten im Glas mit dem Groszen Gemischten Satz (aus dem spannenden Angebot des Weinladens Suff) einen Ausflug ins Burgenland, reisten mit dem Veltliner Berg Reserve von Markus Huber erfrischend und voller tropischer Frucht zurück an die Donau bzw ins Traisental – und dann mit einem allerseits für Begeisterung sorgenden Wein, ebenfalls 100% Grüner Veltliner, überraschenderweise in die Pfalz! Peter Klein vom Weingut Gerhard Klein in Hainfeld hat bei FX Pichler in der Wachau gearbeitet und hat darauf zuhause Veltliner-Reben gepflanzt. Sein 2011 Michelsberg wirkte frisch und konzentriert zugleich, brachte ein wenig Honig ins Spiel, der aber von der quasi schwerelosen Art war und uns allen zum Käse mehr als  gut gefiel.

Robert PagetWir waren da nach dem sehr konzentrierten und spannenden einjährigen Bergkäse von der Hittisauer Alpe Loch schon beim „Taleggio“ von Robert Paget aus Diendorf im Kamptal angelangt. Robert Paget ist der einzige Käser in Österreich, der Wasserbüffel hält (und Ziegen), und wenn man ihn nicht auf seinem Hof besucht, dann lernt man ihn am besten in diesem wunderschönen Video kennen.  Es folgte ein Abstecher zum Schaf, mit dem von Asche ummantelten  frischen Schafskäse der Familie Nuart (vulgo Hafner), den man mir bei kaes.at auf dem Wiener Karmelitermarkt besonders ans Herz gelegt hatte. Zu Recht – eine derart süß-mineralisch-würzige Verdichtung von Milch – erst verstummten alle am Tisch (immer ein gutes Zeichen), dann stiegen aus tiefer Genießer-Käse-Brust immer mehr „Mmmmhh“s auf…

Paget KäseSchließlich: zwei Blauschimmelkäse. Zuerst Robert Pagets zehn Monate gereifter, in Konsistenz und Süße positiv an Nougat erinnernder, wiederum aus Büffelmilch. Ein Ausnahme-Käse. Dessert und Käse in einem, der naturgemäß hohe Fettgehalt wunderbar aufgefangen, wie aufgeschlagener Lardo, und keine Spur von Strenge. Eine echte HeinzelCheeseTalk-Sternstunde, denn dazu im Glas der 2003 Veltliner Reserve (aus dem Rosenberg) von Bernhard Ott, dem Veltliner-Großmeister vom Wagram; ebenfalls durchs Alter verschlankt sortierte Üppigkeit und Schönheit, und in der Kombination die Übersetzung in Worte schlichtweg sprengend. Ihr Käse-Götter, Du Serendipity – Dank. Denn mit dem folgenden Schafsblaukäse der Familie Nuart wurde aus dieser Liebe auf den ersten Blick ein inniges Trio – und wir brauchten dringend einen erfrischenden Schluck leichteren Veltliner von Ehmoser von den Sufflern, um uns aus den Käse-Wolken wieder halbwegs zurück auf den Berliner Markthallenboden zu holen.

OttBei der Gelegenheit noch etwas in eigener, interner Sache: wie Ihr seht, erstrahlt die Website neu sortiert in neuem Glanz (großer Dank an den wunderbar geduldigen Stefan Kraft!), und ich habe auch die Mailingliste für die HeinzelCheeseTalks auf Tiny Letter umgestellt, um die Organisation etwas einfacher zu gestalten. Jegliche Kommentare sind willkommen – cheerio und bis bald.

HeinzelCheeseTalks finden rund einmal im Monat an einem Freitag um 18h in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg statt, an dem langen Tisch gegenüber vom Suff-Weinstand. Ich bringe spannende Käse mit, öffne ein paar Flaschen Wein, wir verkosten, reden, diskutieren, alles ganz entspannt (und größtenteils auf deutsch – obgleich wir es im allgemeinen auch schaffen, den einen oder anderen auf englisch “mitzunehmen”). Die Einladung geht etwa zehn Tage vorher an eine Mailingliste, dann werden die Plätze am Tisch auf Reservierung vergeben: wer schnell genug ist, ist dabei! Bitte sagt aber Bescheid, wenn Ihr dann doch nicht kommen könnt – es gibt immer eine Warteliste. Ich freue mich über einen freiwilligen Kostenbeitrag von zehn Euro pro Käsegenießer, wenn’s extra viel Spaß gemacht hat, dürfen es auch ein oder zwei Euro mehr sein… cheesio!  

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