Heinzelnews im Januar 2024: Normalität, bitte. Parmesan, Soave und Wortlaute zum Käse.

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Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe für dieses neue Jahr vor allem eine große Sehnsucht nach Normalität, nach solide, unaufgeregt, einfach gut. „Es ist ganz wahr, was die Philosophie sagt, daß das Leben rückwärts verstanden werden muß. Aber darüber vergißt man den andern Satz, daß vorwärts gelebt werden muß,“ schrieb der dänische Philosoph Sören Kierkegaard 1843 in seinem Tagebuch (übersetzt hat es auf diese Weise Theodor Haecker, 1923 – beiden lebten in Zeiten mit enormen Umbrüchen im Großen wie im Kleinen). Wie wahr. Deshalb ohne großes Jahresend- und anfangsgedöns hier eine Erinnerung daran, wie gut Parmigiano Reggiano sein kann, und wie gut guter Soave dazu schmeckt.

Parmigiano Reggiano also, 24 Monate gereift, weil die trommelförmigen, kompakten, gut über 30 Kilogramm schweren Laibe ausgesprochen langsam reifen und zwar auch schon ab 13 Monaten Spaß machen können, aber dann keinesfalls schon richtig zu ihrem vollen Ausdruck gefunden haben. Und aus der Milch weißer Kühe, der Bianca Modenese, also einer alten weißen Landrasse aus der Gegend um Modena. Das ist keine reine Nostalgie, sondern durchaus nach vorn gelebt, weil diese weniger züchterisch bearbeiteten Tiere viel besser an die landschaftlichen Gegebenheiten angepaßt sind als moderne, auf Fleisch oder Milch spezialisierte Hochleistungsrassen. Das bedeutet einerseits, daß sie genügsamer in der Haltung und somit nachhaltiger sind, und andererseits, daß sie diese Landschaft detailgetreuer in Milch „übersetzen“. Parmigiano Reggiano ist ein alter Käse, der sich wie alle echten Käseklassiker aus der Landschaft heraus entwickelt hat. Ich glaube, in diesem Fall tatsächlich besonders feine Aromen und eine fruchtigere Säure zu schmecken; die Textur wirkt trotz der Hartkäse-Art nahezu schwerelos… danke Santa Rita, daß es solchen Parmesan gibt!! Ich wünschte, das wäre normal, ebenso Zukunft wie Vergangenheit – läßt sich aber zumindest online bestellen.

Beim Wein ist es ein bißchen einfacher, gute Normalität zu finden. Der besondere Charakter von Soave, aus dem Veneto, die Tatsache, daß uns dieser Wein zumindest als Name so vertraut ist, beruht auf den vulkanischen Böden dieses Landstrichs, die im Verbund mit der Rebsorte Garganega für eine beinahe raue, aber nicht spitze Säure und einen im positiven Sinne „ungeschliffenen“ Touch sorgt. Was der Käse in seiner Konzentration von Fett und Eiweiß und der gelborangefruchtigen Art wunderbar auffängt, den Wein runder und eleganter schmecken läßt. 2022 Montesei ist „nur“ einer der einfacheren Soave des Weinguts Le Battistelle, ich hoffe, irgendwann auch die anderen Weine zu probieren.

An den Satz von Kierkegaard hat mich ein Essay von Deborah Levy erinnert, Trop de passé aus dem bis jetzt ausschließlich auf französisch erschienenen Band La Position de la Cuillère. Hier zum Lesen aber etwas ganz anderes, nämlich eine spezielle Edition der Wortlaute von Anne Seubert – zu vier ganz unterschiedlichen Käsen, die ich ihr mitgebracht hatte. So entstand Vier Käse für ein Halleluja. Ich mag es sehr, wie sie ihren Gedanken freien Lauf läßt und freue mich immer über ihr monatliches Newsletter, Wortlaute to Go.

Noch mehr Käselesen, in dem Fall von mir, über den Friesisch Blue der Rohmilchkäserei Backensholz, im Weinmagazin Fine.

Und abschließend der Hinweis auf den nächsten Heinzelcheesetalk in der Markthalle Neun, auch zum Thema Parmigiano Reggiano, am 12.1., Einladung folgt separat. Ich wünsche Euch, uns, soviel Normalität wie nur möglich. Danke, daß wir zusammen rückwärts und vorwärts schauen.

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