Der Käse des Monats für den September 2022 ist: Schafblues vom Milchschafhof Pimpinelle, Quappendorf/Brandenburg

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Der Milchschafhof Pimpinelle liegt unter dem weiten Himmel des Oderbruchs, direkt an einer großen Flussschleife der alten Oder. Dort  leben wir mit unseren Tieren. Neben unserer Schafherde der Rasse Krainer Steinschafe  sind das unsere Hütehunde Ebba und Mio und unser Hofkater Fiete.

So stellen die Pimpinellen, wie ich Amelie und Franziska Wetzlar aufgrund des schönen Namens ihres Hofes nenne, sich auf ihrer Website vor. Ich verfolge ihren Werdegang seit langem, voller Bewunderung für ihr Engagement, ihre Zielstrebigkeit, ihre Begeisterung – und all die harte Arbeit, mit der sie ihren ursprünglich ziemlich verfallenen Hof in Quappendorf seit den Anfängen 2010 zu einem echten Schmuckstück ausgebaut haben.

Schafe halten und melken (Amelies Aufgabe), Milch zu Käse verarbeiten (Franziskas Bereich) – so ließe sich ihr Konzept zusammenfassen. Es begann mit einem Traum, während des Urlaubs in der Toskana, und einem ersten Schaf namens Majoran, der hier üblichen weißfelligen Art. In der Käserei waren die ersten Schritte vor allem Frischkäse, mit Blüten und Kräutern. Aber das ist alles lange her. Heute melkt Amelie (im neuen, durch ein Crowdfunding finanzierten Stall) 44 Tiere, und die meisten sind schwarzbraungrau: „Auf die Krainer Steinschafe sind wir in Slowenien gestoßen, sie sind robuster und fühlen sich bei uns sichtlich wohl,“ sagt sie. Im Hofladen bietet Franziska weiterhin wunderbar cremige frische Käse an, längst aber auch großartige gereifte, harte Laibe wie das Steinschaf.

Und den Schafblues! In Format und Struktur erinnert er entfernt an Bleu d’Auvergne, entsteht aber natürlich aus Schafsmilch, wie Roquefort – und ist doch nochmal ganz anders! „Es war schwierig, diesen Blauschimmelkäse richtig hinzubekommen,“ sagt Franziska, „ich hab Jahre daran experimentiert.“ Denn ironischerweise sind die Reifebedingungen ungewöhnlich trocken, weil der Fluss so nah ist (die Häuser haben keine Keller aufgrund des hohen Grundwasserspiegels). Doch seit letztem Jahr hat sie den Fluß zur Kooperation bewegt: das Blaugraugrün verteilt sich in unregelmäßigen Öffnungen im elfenbeinfarbenen Teig, in der Nase ein verlockender Hauch von frischen Pilzen und feuchter Erde, der Geschmack süß von der üppigen Milch, der lang anhaltende Umami-Abgang ein bißchen wie gesalzene Karamellschokolade.

Elegant und erdverbunden zugleich. Einziger Nachteil: es gibt den Schafblues quasi nur im Hofladen in Quappendorf. Die Fahrt lohnt sich aber allemal, der Oderbruch ist wunderschön und neben Käse bietet der Hofladen Lammfelle, Wolle, Teppiche, Fleisch und Wurst.

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