Der Käse des Monats für den November 2022 ist: Munkeby aus Trøndelag in Norwegen

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Von der Kirche läßt sich halten, was jedem beliebt. Daß sie unsere Kultur entschieden geprägt hat, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, und das gilt ganz besonders auch für Käse. Der mittelalterliche Orden der Zisterzienser, benannt nach dem Kloster in Cîteaux im Burgund, ist ganz auf Lesen, Beten und die Bestreitung des eigenen Lebensunterhalts ausgerichtet und hat immer dort Niederlassungen gegründet, wo es am abgelegensten und schwierigsten war, unter anderem im 13. Jahrhundert in Brandenburg. Noch viel extremer: Munkeby, bei Levanger nordöstlich von Trondheim, in Norwegen, das nördlichste Zisterzienserkloster überhaupt. Gegründet im 12. Jahrhundert, im 16. abgebrannt und lange verlassen, ist es 2007 neu gegründet worden, von vier Mönchen aus Cîteaux.

Vor beinahe zehn Jahren war ich in Munkeby, weil ich von dem Käse gehört hatte, den Bruder Joël dort einmal wöchentlich aus der unbehandelten, rohen Milch eines benachbarten Hofs produziert. Denn anders als beim Fisch exportieren die Norweger ihre kulinarischen Köstlichkeiten nur ungern, zuwenig gebe es, sagen sie, erst einmal müsse man den eigenen Leuten das gute Essen näher bringen. Also war eine Pilgerreise der käsigen Art angesagt.

In dem kleinen Selbstbedienungshofladen, einem alten Vorratshaus neben dem Kloster gab es eine Käseplatte für Besucher, Joël empfing meine Freundin Ebba und mich aber auch tatsächlich persönlich. Er schien erfreut, über das Käsemachen reden zu können, eine Aufgabe, die er bereits in Cîteaux verantwortet hatte. Sein Munkeby ist an den Abbaye de Cîteaux angelehnt, aber etwas kleiner, ein fester, rotgeschmierter Weichkäse mit feinsandiger dünner Rinde, je nach Reifegrad (im Kloster selbst vier bis fünf Wochen, auf Holzbrettern) im Kern mehr oder weniger quarkig-säuerlich, aber immer von mundfüllender Üppigkeit. 180 solche kleinen Laibe macht Joël mit Hilfe eines anderen Bruders jede Woche (2013 war es die Hälfte), und trotzdem können sich die Brüder selbst ihn nur selten leisten – zu wenig, zu teuer.

Um so erfreuter war ich, ihn neulich auf dem Frühstücksbüffet meines Hotels in Trondheim zu entdecken UND einen Laib für den nächsten Heinzelcheesetalk käuflich zu erstehen (und ja, er hat seinen Preis). Die Brüder sind im Moment mit dem Neubau für ihr Kloster beschäftigt, also optimistisch für die Zukunft, und das läßt auch hoffen, daß es den Munkeby noch lange geben wird, der diesen wunderschönen Landstrich so gut zum Ausdruck bringt, ganz unabhängig davon, wie man es nun mit der Religion hält. Ha det bra!

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