Der Heinzelwein-Dreier ist eine monatliche Serie, die Ihr hier abonnieren könnt.
Um es gleich vorwegzunehmen: nein, der Januar ist kein trockener im Heinzelcheese-Land. Aber er ist ein bißchen ruhiger und entspannter in Sachen Alkohol. Und deshalb hier, ohne viel Brimborium, noch aus den Tiefen meiner Winterschlafhöhle, nach vielen langen Spaziergängen und einem ganzen Stapel Bücher, zwei Empfehlungen – abgesehen von dem inzwischen breiten Angebot an gutem alkfreien Bier und sogar brauchbaren Gin-Alternativen (bei denen es allerdings extrem auf die Qualität des Tonics ankommt).
Rosé Pur der Sektmanufaktur Strauch in Osthofen/Rheinhessen liegt ziemlich nah an „normalem“ Sekt. Isabel Strauch-Weißmann führt den elterlichen Betrieb seit 2014 mit ihrem Mann und hatte „keine Lust, während der Schwangerschaft nur Wasser oder Wein zu trinken“. Als „Trockentrinker“ war für sie klar: das Ergebnis muß geradlinig sein, und geschmacklich so weit wie möglich an „brut“ liegen. Die gleichen Grundweine wie für die „normalen“ Sekte werden an der Nahe entalkoholisiert, mit Kohlensäure versetzt, dosiert und abgefüllt. Das bringt viel Beerenfrucht und sehr schöne Säure ins Glas und schmeckt auch nicht schwanger ausgesprochen vergnüglich (es gibt auch eine weiße Variante aus Riesling).
Biodyn-Winzer Andreas Roll vom Weingut Gustavshof in Gau-Heppenheim/Rheinhessen hat mit seinem Zero Zero sogar die wesentlich größere Herausforderung eines stillen Weins ohne Umdrehungen gemeistert, der die Nase befriedigt, nicht nur süß schmeckt und bekömmlich ist (ohne das Völlegefühl, das mich durch den hohen Zuckergehalt von unvergorenem Obstsaft sehr schnell plagt). Gustavshof Zero Zero entsteht aus Traubenmost (von Muskattrauben), Verjus und Essig, wirkt feinherb, ausgesprochen angenehm und auf eine Weise befriedigend, wie es bei Entalkoholisiertem für Weintrinker nur selten zu finden ist.
Ohne größeren Zusammenhang (und etwas ironisch – Irland und alkoholfrei…), aber in meinen Augen einfach schön, um auch den Geist runterzubringen und ungehindert schweifen zu lassen, hier ein Link zu irischer Musik, aus dem Album Amara – Island Currents von Joe Boske. Hört ein bißchen weiter als nur die ersten Takte, es sind sehr feine, stille Momente darin; mir gefällt ganz besonders The Delphi Air, etwa bei 7:40.
Und schließlich noch ein Bild von meinem Spaziergang heute mittag, ein Stück den Berliner Mauerweg entlang: viel grau, und weiß, und schwarz – und immer ein kleiner Fleck Farbe, Leben, Hoffnung. Schlagt Euch wacker durchs neue Jahr!
Die Idee dieser monatlichen Empfehlungen: Zwei Flaschen , und zu den flüssigen Geschichten außerdem eine in Worten, oft in Gedicht- oder Musikform – das ist der Heinzelwein-Dreier. Kein Verkaufsformat, sondern der Versuch, zumindest einen Teil dessen, was mir so an Wein und Worten begegnet, mit Euch zu teilen – abonnieren könnt Ihr diese Serie hier. Und damit Ihr nicht lange suchen müßt: den Sekt gibt es zum Beispiel hier und den Zero Zero hier. Trinken, schmecken, lesen, denken, leben und entscheiden, wieviel genug ist, müßt Ihr wie immer selbst – keep safe.