Käse mit dem Postpaket #2: Käse Kober

Käseversand zum zweiten: Markus Kober ist ein alter Bekannter und erfahrener Käsehändler, der sich der Reife-Milch-Materie seit 1998 intensiv widmet. Aus einem Wochenmarktstand hat er über die Jahre ein beeindruckendes Netzwerk-Unternehmen entwickelt, das sich ökologisch erzeugten Hofkäse aus Rohmilch auf die Fahnen geschrieben hat. In der Alten Meierei in Besdorf, eine Autostunde nordwestlich von Hamburg, sitzt die Zentrale, dort wird affiniert, also gereift, und von dort auch verschickt.

Interessant ist dabei, daß Kober und seine Mannschaft zwar ein breites Angebot an regionalen, französischen, Schweizer und britischen Käsen anbieten, dabei aber den üblichen Großhandel umgehen. 2005 haben sie mit anderen Käsehändlern, Hofläden und Käsern zusammen eine Einkaufsgenossenschaft namens „Lust am Käse“ gegründet. Das Online-Geschäft, das ursprünglich unter „Käsefeinschmecker“ fungierte, kam damals ebenfalls dazu. Inzwischen bietet die Markus Kober-Agentur auch Beratung und Schulungen rund um den Käse an und agiert als offizielle deutsche Vertretung von Neal’s Yard Dairy und Mons Fromager.

Wie bei dem hier vor kurzem vorgestellten Fromage Frères hatte ich um ein möglichst repräsentatives Paket gebeten, und das kam mit DHL-Express und sah so aus.

Kober verschickt zweimal monatlich zu festen Terminen, jeweils an einem Donnerstag, für den am Dienstag zuvor Bestellschluß ist. Das Angebot ist wie gesagt umfangreich, variiert aber ständig nach Jahreszeit und Verfügbarkeit. Der Mindestbestellwert beträgt 35 Euro, die Versandkosten unabhängig von der bestellten Menge 7 (Standard) bzw. 12 Euro (Express mit garantierter Zustellung am nächsten Tag, also Freitag). Die Verpackung besteht aus einem Karton mit einer herausnehmbaren (und daher gut wiederverwendbaren und/oder zu recycelnden) Innenwand aus Isoliermatte, Kühlkissen und Luftpolstern. Die Käse sind in Papier oder Plastikschälchen eingepackt oder vakuumiert. Ich gebe zu, daß ich erst einmal etwas mißtrauisch war: das Kühlkissen war klein und längst nicht mehr kühl, da ich den Postboten verpaßt hatte und der Karton über Nacht bei einer Nachbarin stand. Die Käse hatten leicht geschwitzt. Ich befreite sie alle sofort von ihrem Plastikmantel und war froh über meinen Vorrat an Wachspapier, um sie darin einzuwickeln und dann in einer Papiertüte im Kühlschrank zu lagern; eine Methode, die sich für mich sehr bewährt hat. Ich verstehe, daß die Vakuumbeutel für den Transport Sinn machen, es wäre aber ein wünschenswerter Service, einige Bögen Papier mitzuliefern. Die Käsestücke waren mit Aufklebern gekennzeichnet, die dann zusammen mit den Plastikhüllen den Weg der Entsorgung gingen – für echte Aficionados kein Problem, wer öfter neues ausprobiert, sollte den Käsenamen selbst aufs Papier schreiben, um Verwechslungen vorzubeugen.

Am nächsten Abend war es dann soweit.

Um es gleich vorwegzunehmen: die kleine Wärmeepisode hatten die Käse hervorragend überstanden, sie waren wirklich in absolutem Topzustand. Auf dem Brett lagen an festen Käsen ein wunderbar üppiger Etivaz (CH) aus dem letztjährigen Sommer, der feinsäuerlich-bröckelige Farmhouse Cheddar der Familie Keen (UK) und zu meiner besonderen Freude ein Ossau-Iraty aus den baskischen Pyrenäen, der durch die reichhaltige Schafsmilch eine ganz spezielle, stille Gelassenheit besitzt und mich im Aroma oft an Orangen- oder Zitronenzeste erinnert. Außerdem gab es drei weiche Käse: einen halben Grummersorter Romadur, der wie Münster geschmiert und entsprechend duftintensiv ist (und großartig), den Grummer Zwerg vom selben Hof (ein leicht gereifter Frischkäse aus Kuhmilch mit einer Weißschimmel/Heferinde) und den Grisette von Scellebelle, ein kleiner runder Ziegenkäse. Die beiden letzteren waren mir neu, der Zwerg im positiven Sinn sehr eigenständig und spannend, während der Grisette etwas an einen Crottin  erinnerte (für meinen Geschmack fehlte ihm allerdings etwas Salz, doch das ist ein ganz anderes Thema, das uns jetzt hier zu weit führen würde). Insgesamt eine tolle Auswahl von sehr guten Käsen, die ich so auch in Berlin nicht ohne weiteres bekommen hätte. Die Preise sind angemessen und bewegen sich in dem Rahmen gepflegter Käseläden. Deshalb: wer seinen Käseeinkauf terminlich plant und vielleicht gar mit Freunden poolt (um die Versandkosten zu verteilen), ist hier bestens aufgehoben.

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Ein Gedanke zu „Käse mit dem Postpaket #2: Käse Kober“

  1. Hallo Ursula,

    danke für die Anregung mit dem beigelegten Wachspapier, das machen wir ab sofort. Für 2014 suchen wir auch noch nach einer Lösung, wie wir öfter und flexibler versenden können.
    Weiterhin viel Vergnügen mit dem Käse!

    Markus Kober

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