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Allgäu – das bedeutet Berge und damit Bergkäse, richtig? Nicht ganz, denn unweit von Wangen betreibt Anton Holzinger zusammen mit seiner Tochter Luise die Käserei Zurwies und produziert in einer hochmodernen Anlage vor allem eins: Weichkäse. Weil Anton nicht nur ein lebenslustiger, frankophiler Mensch ist, sondern auch ein pragmatischer, hat er seinen Käse-Babies französische Namen gegeben (das empfinden die meisten Käse-Esser nämlich immer noch als „wertiger“). Amour rouge, rote Liebe heißt mein Käse des Monats.
Zumindest in der nächsten Käsetheke bei mir um die Ecke. In Zurwies selbst heißt er „Antons Liebe, rot“. Diese etwas verwirrenden Nebensächlichkeiten ändern jedoch nichts daran, daß er eine sehr gelungene Balance aus sahniger Fülle (ja, hier ist ein zusätzlicher Schluck Rahm zur Milch in den Käsekessel geflossen), ganz dezenter Säure, damit das nicht anstrengend wird, und intensiv duftender Rotschmiere-Rinde ist. Letztere ist natürlich doch wieder sehr allgäuerisch: Backsteinkäse sind ganz ähnlich gemacht. Allerdings sind die meist ziemlich rustikal, selten so schön mit einem feinen weißen Hefeflaum überzogen wie Antons Liebe und können die olfaktorische Wahrnehmung noch viel extremer in Beschlag nehmen – che puzzo, was für ein Gestank, würde meine italienische Schwägerin es ganz direkt ausdrücken… Amour rouge paßt wunderbar in den Sommeranfang, wenn die Temperaturen noch nicht so extrem sind, daß eigentlich alles außer Salat und Obst zumindest vor Sonnenuntergang viel zuviel und viel zu schwer erscheint. Her also mit der Liebe – und falls die mal nicht so schön ausgereift sein sollte wie dieses Exemplar (an dieser Stelle muß ich mich für das reichlich unscharfe Foto entschuldigen – doch bevor ich das gemerkt habe, war die Liebe schon verschwunden…), dann empfiehlt sich ein nicht zu kaltes Eckchen im Kühlschrank oder Keller kombiniert mit ein paar Tagen Geduld: das wird. Wenn’s nur im wahren Leben auch immer so einfach wäre!
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