Der Käsehändler Will Studd ist durch und durch britisch, lebt aber seit langem in Australien. Ich habe ihn auf der Slow Food Cheese in Bra/Piemont kennengelernt – wo sonst? Er hatte einige spannende Käse aus Australien mitgebracht (wo die Industrie mindestens genauso tüchtig und gut darin ist, quadratisch-praktisch-langweiligen „Plastik“käse zu produzieren wie hier in Deutschland).
Und er hatte ausführlich von seiner Rohmilch-Kampagne erzählt, für die er 2002 80 Kilo Roquefort importierte, der aus Rohmilch produziert wird und daher gegen die australischen Gesetze verstieß. Die Behörden ließen sich Zeit, und Will trug den umstrittenen Roquefort schließlich medienwirksam auf einer Müllhalde zu Grabe. Doch 2009 wurden die Vorschriften tatsächlich geändert, so daß es heute in Australien möglich ist, Käse aus unbehandelter, roher Milch sowohl zu importieren als auch zu erzeugen.
Will produziert eine eigene Fernsehserie mit dem Titel Cheese Slices, für die er mit einem kleinem Team handwerkliche Käseproduzenten rund um den Erdball besucht. Damals in Bra hatte ich ihn natürlich sofort gefragt, ob er schon in Deutschland gewesen sei, aber nur einen spöttischen Blick geerntet. Von einem Quasi-Australier! Wegen des deutschen Käses! Ich war ziemlich beleidigt, lächelte aber unschuldigst zurück und drückte ihm meine Karte in die Hand. Tatsächlich bekam ich über ein Jahr später eine Email: hätte ich Lust und Zeit, für ihn einige Drehtage in Deutschland zu organisieren, zu begleiten, zu dolmetschen…
Und ob ich hatte! Glücklicherweise hatte ich auch eine Ahnung, wie intensiv es am Dreh zugeht, da mein Mann gerade die erste Staffel Weinwunder Deutschland für den BR hinter sich hatte. Andererseits, wenn ich gewußt hätte, wie stressig so ein Team sein kann… nette Kerle, aber gelegentlich totale Psychopathen. Doch was tut frau nicht alles für den Käse, und das Ergebnis hat sich gelohnt: jetzt gibt es Cheese Slices Germany. Danke an alle, die mich mit den verrückten Australiern in ihre heiligen Käsehallen gelassen haben!
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