Dies ist die erste Folge einer kleinen Serie über Käsehändler, bei denen man online bestellen und sich den Stoff per Postpaket schicken lassen kann. Das mag für Menschen wie mich, die mitten in einer großen Stadt leben, nur von begrenztem Interesse sein. Aber gibt es ganz andere Situationen; neulich erzählte mir eine Weinhändlerin aus Mönchengladbach (immerhin einer Stadt mit einer Viertelmillion Einwohner), es gebe dort im Stadtzentrum keinen einzigen Feinkostladen mehr, auch kein Kaufhaus mit entsprechender Lebensmittelabteilung, so daß sie jetzt in ihren Weinläden das Käse noch erweitern wolle.
Käseversender bieten eine Alternative für alle, die sich nicht in Richtung einer gepflegten, spannenden Käsetheke bewegen können oder wollen. Mich interessiert dabei natürlich Angebot und Qualität, aber auch die Logistik, Verpackung, Beschriftung und nicht zuletzt die Preisgestaltung. Ich habe jeden dieser Anbieter gebeten, mir eine kleine, möglichst repräsentative Auswahl zu schicken.
Den Auftakt macht der Newcomer in diesem Kreis, Fromage Frères, ein blutjunges Start-Up. Frank Shi kommt aus der Unternehmensberatung, war während seiner Ausbildung in Frankreich und hat dort den Käse für sich entdeckt. Nach eigener Aussage liegt dem jungen Hamburger daran, die Kette zwischen Bauern, Affineur und Käse-Esser transparenter zu machen. Er arbeitet mit einem Käsehändler in Fontainebleau bei Paris zusammen, dort wird der Käse bei Bestellung portioniert, verpackt und verschickt. Ich bekam einen Tag vor dem vereinbarten Liefertermin eine Erinnerungsmail von Frank Shi mit dem Hinweis, das Paket sofort zu öffnen, die Käse aus den Vakuumbeuteln zu nehmen und im Gemüse- oder Butterfach des Kühlschranks oder einem kühlen Kellerraum bei 8 bis 10°C zu lagern. Auch der Ratschlag, den Käse etwa eine halbe Stunde vor dem Verzehr auszuwickeln und auf Raumtemperatur zu bringen, fehlte nicht. So sah das aus, nachdem der UPS-Bote bei mir war:
Am nächsten Abend war es so weit: die Käse kamen auf den Tisch. Fromage Frères hatte geschickt: zwei Crottins de Chavignol, die kleinen runden Ziegenkäse von der Loire (einer davon war eine Woche jung, kaum Käse), ein Stück Tomme de Savoie, einen gut reifen Epoisses de Bourgogne und, sehr ungewöhnlich, einen Brie de Malesherbes, den ich so noch nicht kannte.
Bis auf den sehr jungen Crottin, der einen kleinen Bitterton hatte, war die Qualität der Käse durchweg gut, und der gereifte, sehr kräftige Brie de Malesherbes sorgte für Gesprächsstoff am Tisch.
Würde ich wieder bei Fromage Frères bestellen? Lebte ich nicht mitten in Berlin, durchaus. Die Auswahl ist bis jetzt noch etwas begrenzt, und es gibt ausschließlich französische Käse. Aber die Lieferung funktioniert gut und ist terminlich sehr flexibel, die Website übersichtlich mit Fotos, die die Käse gekonnt wie Stars auf einer Bühne inszenieren. Verpackungstechnisch kommt Fromage Frères tatsächlich mit einem Mindestmaß aus, umwelttechnisch zu Buche schlagen nur die Alubeschichtung des Kartons und die Vakuumbeutel. Jeder einzelne Käse war mit einem Etikett versehen, das neben den üblichen Angaben auch den Hersteller nennt. Und die Preise? Die sind im Vergleich mit hiesigen Anbietern ähnlicher Qualität eher hoch. Ab 60 Euro Bestellwert fallen allerdings die Versandkosten weg, ich würde hier also grundsätzlich auf eine Gelegenheit warten, um eine größere Menge bestellen.
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Tolle Idee, diese Serie! Ich bin gespannt auf die nächsten Folgen. Nach dem Post neulich habe ich nämlich recherchiert, wo ich noch Stichelton für Weihnachten herbekommen könnte – das erste Mal für mich, dass ich darüber nachgedacht habe, mir Käse schicken zu lassen. Leider wird’s jetzt doch keinen geben (Bestellfristen verpasst), aber die Erfahrungen mit dem Käseversand interessieren mich.