Ähnliche Gedanken wie bei der Enzyklopädie zum Vegetarismus (und viele andere) habe ich mir auch anläßlich meines 2009 erschienenen „Käsebuchs“ gemacht, Erlebnis Käse und Wein. Dieses Baby hat eine ausgesprochen intensive Schwangerschaft hinter sich; es war meine aufwendigste, aber auch spannendste Recherche bisher. Beinahe sechs Monate und über 12.000 Kilometer bin ich kreuz und quer durch das neue Käsedeutschland gefahren und habe weit über hundert Käsereien besucht.
Das war logistisch gelegentlich recht anspruchsvoll, da Milch und Käse, die Tiere und Menschen dahinter, wesentlich stärker in den natürlichen Zyklus eingebunden sind als Winzer, Reben und Wein und dieser Zyklus obendrein viel kürzer ist: Trauben werden einmal im Jahr gelesen, gemolken wird mehrmals am Tag. Da bleibt häufig nicht viel Zeit für jemanden wie mich, der unzählige Fragen stellt und neugierig alles kennenlernen möchte… Um so dankbarer bin ich für die Offenheit, mit der mich die meisten Käsemenschen empfangen haben. Judith Treis auf dem Ruhlengut und Tobias Schüller auf Hof Dannwisch haben mich jeweils eine ganze Woche ins Hofleben samt Stall und Käserei aufgenommen, bei Mathias Martin auf der Alpe Ornach durfte ich das Berg-Käsen hautnah miterleben. Andreas Durst hat den Alltag der drei fotografisch eingefangen. Hätte der Verlag nicht irgendwann die Bremse gezogen, wäre dies ein sehr gewichtiges (und damit sehr teures) Buch geworden.
So stellt es über 60 handwerkliche, individuelle Käsereien in ganz Deutschland vor und erklärt sozusagen nebenbei alles, was man und frau als Nichtkäser so an Fragen hat zu diesem Thema. Natürlich ist die Käseszene ständig in Bewegung und Veränderung begriffen. Judith Treis etwa macht keinen Käse mehr, leider. Aber es gibt ständig neue Adressen zu entdecken, wie zum Beispiel den Milchschafhof Pimpinelle von Amelie und Franziska Wetzlar in Quappendorf, eine gute Stunde östlich von Berlin bei Neuhardenberg. Ach ja, der Wein im Titel? Der muß einfach sein zum Käse, und ich habe ihm zusammen mit vielen Winzern in den im Buch protokollierten Käse-Wein-Jamsessions nachgespürt – viel Spaß beim Lesen und selber Erkunden!