Cheese Berlin 2017 – ein erschöpfter, begeisterter Rückblick auf dieses wunderbare November-Wochenende

Wir waren Cheese! Wir, das waren Schäfer, Bauern und Käser von Brandenburg übers Toggenburg bis Anatolien, Händler und Affineure von Berlin über Antwerpen bis London, und ebenso wichtig: Verkoster, Genießer, Interessierte von ebenso weit her. Zusammen haben wir die Markthalle Neun mit Käse gefüllt, mit den Menschen und ihren Geschichten, mit köstlichem Brot zum Käse, Brettern, um ihn zu schneiden, Taschen, um ihn zu tragen. Haben Kinder Butter schütteln und Quark anrühren lassen, sie zu Schafen und Ziegen geschminkt. Haben Wein und Craftbeer zum Käse getrunken und sind in den Hof Marienhöhe eingetaucht. Einfach großes Käse-Kino! Heinzelcheese war am Sonntagabend schließlich etwas erschöpft, aber sehr glücklich – ich danke Euch allen, die Ihr dabei wart.

Hier nochmal ein kleiner (naja, eigentlich ziemlich ausführlicher ;-) Rückblick auf die Heinzelcheesetalks, bei denen es viel, aber nicht ausschließlich um unser diesjähriges Thema Alpen und Bergkäse ging.

Am Freitagabend begannen wir mit dem Heinzelcheesekino, einer Premiere: Zuerst schauten wir uns im Eiszeit-Kino den Film Urkäse aus der Reihe Kulinarisches Erbe der Alpen an, der uns direkt in die Sennereien hoch in den Alpen führte, dann erlebten wir zusammen in der Halle mit dem Filmemacher und kulinarischen Alpen-Kenner Dominik Flammer eben diese Käse.

Es gab Bloderkäse frisch und gereift von Thomas Stadelmann aus Toggenburg, Surakees von Daniel Mangeng aus dem Montafon, Ahrntaler Graukäse vom Mittermaierhof und Ziegen-Graukäse von Goasroascht aus Sand in Taufers/Südtirol sowie Mascarplin von der Sennerei Sufers und Glarner Schabziger aus Graubünden. Selbstverständlich mit flüssiger Begleitung, nämlich Berliner Weiße von Heidenpeter, Müller-Thurgau vom Schloßgut Bachtobel in Weinfelden/Thurgau, Spätburgunder Weißherbst und Sauvignon Blanc vom Staatsweingut Meersburg, Räuschling vom Weingut Hasenhalde am Zürichsee und schließlich Weißburgunder vom Weingut Unterortl Castel Juval aus dem Vinschgau. Und eine sehr intensive, inter-alpine Diskussion – fantastisch.

Samstag ging es weiter. Viele Händler waren dieses Jahr früher angereist und schon ab Freitag auf dem Markt, die Atmosphäre war bereits wunderbar käsig. Nachmittags gab es dann gleich zwei Cheesetalks. Zuerst präsentierte ich Euch einen Überblick zum Thema Bergkäse, als Orientierung und Einkaufshilfe – was darf ich auf keinen Fall verpassen? Wir wanderten von Alpe zu Alpe (Helmingen, Loch, Untere Falz, Obere Falz, sämtlich im Bregenzerwald), machten dann einen Abstecher ins Allgäu zur Sennerei Lehern, von dort ins Tal der Emme und schließlich mit dem Mängisch von Jamei in die französische Schweiz. Die Flüssigkeitszufuhr war gewährleistet: Wir erlebten Weißburgunder vom Staatsweingut Meersburg, Grauburgunder vom Weingut Aufricht gleich nebenan, Riesling vom Schloßgut Bachtobel auf der südlichen Seite des Bodensees und aus den Dolomiten vom Weingut Unterortl Castel Juval im Vinschgau und zum Schluß das Fuchs Teufelswuid DIPA von Markus Hoppe aus Waakirchen in Bayern.

Danach war es uns eine große Ehre, neben Dominik Flammer auch Willi Schmid, den großen Star der Schweizer Käseszene und seine großartigen Kreationen willkommen zu heißen. Unterstützt von Georg Weishäupl von Peppikäse und Dieter Gwosdz von Schweizerweine durften wir mit ihm in seine Welt eintauchen und an seinem enormen Wissen und seiner Erfahrung teilhaben. Er präsentierte uns Caprinello („Pecorino“ aus Ziegenmilch), Ziegen-Reblochon, Bergmatter und Weisen Büffel mitgebracht, in Fichtenringen gereifte Käse aus Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch sowie Blauschimmelkäse aus Jersey- und Büffelmilch. Als ob das nicht schon Erlebnis genug gewesen wäre, kombinierten wir dazu Carato Bianco und San Carlo von Delea aus dem Tessin und Cornalin und Ermitage fletrié von Albert Mathier aus dem Wallis. Dank, Ihr Schweizer!

Schweizerisch ging es Sonntag um 11h, am großen Markttag, mit dem ersten Cheesetalk in der Weinbar Gallina gleich weiter (nachdem wir uns am Samstagabend bei großen Get Together aller Aktiven so richtig kennengelernt hatten): Konrad Heusser von Mundig hatte eine sehr spannende Auswahl von weichen Bergkäsen aus der Schweiz zusammengestellt und weihte uns in Hintergründe und Zusammenhänge ein. Ebenso beeindruckend waren die Naturweine aus dem Jura, die Holger Schwarz von Viniculture höchstpersönlich einschenkte und kommentierte – einige großartige Kombinationen:

Von Michel Béroud aus Rougemont/Waadt kamen Dzorette, Tomme Fleurette und K-Ré, von der Fromagerie Le Sapalet aus Rossinière/Waadt ein Schafsbrie. Florian Spielhofer aus St. Imier im Jura war mit dem Oeil de Crosin dabei, steckte aber auch zusammen mit Agnès Béroud hinter dem Le Galait. Dann gab es Nufener Mutschli aus Graubünden, Vacherin Mont d’Or von Les Charbonnières/Waadt und zum Schluß von Maria Mayer aus Andeer den Arve, mit Fichtenspitzen. Ganz sonntäglich erlebten wir im Glas Cremant du Jura, GPS und Chardonnay “A la Percenette“ und Cellier de Chartreux der Domaine Pignier und den Pinot Noir der Domaine les Dolomies, aus der Magnum. Sternstunde.

Ganz praktisch ging es hingegen bei Melanie Kröber von Neal’s Yard Dairy aus London zu, die sich zum Thema Käse verpacken und aufbewahren nicht nur Gedanken gemacht, sondern auch Experimente durchgeführt hatte, und uns mittels Holzattrappen tatkräftig den French Fold üben ließ, gestärkt von Käse und Wein, letzterer aus Portugal von Maître Philippe. Ganz „nebenbei“ erlebten wir Kirkham’s Lancashire, Hafod, Langres und Stichelton, Vinho Verde Quinta do Ameal, Conceito Bastardo, Evidéncia Clos Lapeyre und Portwein LBV von Rita Marques Ferreira…

Und schließlich – grande Finale, mit Tusch und Extra-Tusch. Unsere Gäste aus Anatolien, İlhan Koçulu, Lale Küseyrioğlu und Buket Ulukut, einige der besten türkischen Käser, präsentierten uns höchstpersönlich ihre Käse. Mastermind hinter diesem wunderbaren Moment der Völkerverständigung war die großartige, unermüdliche Gamze Ineceli, die übersetzte und kommentierte, während Sabiha Apaydın vom Restaurant Mikla in Istanbul die Weine von Kayra, Suvla, Sevilen, Shiluh, Chamlıja und Udo Hirsch präsentierte…

Und das waren nur die Heinzelcheesetalks! Eine Liste aller Aussteller, und vor allem auch mehr zu unserem neuen Cheese Berlin Ehrenpreis, Fenster zum Hof, könnt Ihr auf der wunderschönen neuen Website lesen – letzterer ging dieses Jahr an den Hof Marienhöhe bei Bad Saarow, und Katharina Goldammer, die langjährige Käserin des Hofes, nahm ihn an Samstagabend persönlich entgegen.

Nächstes großes Käsetreffen: das Käsefestival in Sand in Taufers, vom 9. bis 11. März 2018. Und dann: Cheese Berlin 2018, vom 2. bis 4. November… cheerio.

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