2011 Kaseler Nies’chen Riesling Kesselstatt und Beenleigh Blue

Wir haben alle diese Filme im Kopf, die bei bestimmten Stichworten automatisch ablaufen. Zum Beispiel Blauschimmelkäse: gehört dazu nicht Süßwein? Die Roquefort-Fraktion hat uns so oft erzählt, Sauternes sei der perfekte Wein zu der Schafsmilch-Fülle und Penicillium-Würze, und die Sauternes-Winzer nicken immer eifrig mit dem Kopf… Nun liegt in meinem Keller nicht besonders viel Sauternes, und wirklich guter Roquefort ist auch eine Rarität (soviel ist übersalzen und streng)…

Beenl&NieschenNein, diese Kombination kam wieder mal rein „zufällig“ zustande: ich hatte Lust auf ein Glas Riesling (große Überraschung) und griff zum 2011 Riesling GG aus der Kaseler Ruwer-Lage Nies’chen von Kesselstatt. Für mich haben die Kaseler Weine oftmals eine Note, die an Rhabarber erinnert – doch halt! Ich liebe Rhabarber, und ich meine mit dieser Beschreibung keinesfalls metallische Bitterkeit oder unangenehme Säure, sondern das ganz besondere Aroma der pinkfarbenen Stengel (die es bei meiner Großmutter als Saft gab). Ich glaube, dahinter stecken das Kleinklima im Nies’chen und die Mineralik der vom blauen und grauen Devonschiefer geprägten Böden. Kurzum, im Glas alles bestens. Der nächste Griff galt der Käsetüte. Und darin war – Blauschimmelkäse! Zwar kein Roquefort, sondern Beenleigh Blue von Ticklemore aus Devon in Großbritannien. Aber auch der ist aus üppiger Schafsmilch und von blauen Adern durchzogen. Ich gebe zu, in mir hob die Skepsis ihr schütteres Haupt. Trockener, relativ schlanker, säurebetonter Riesling zum Blauschimmelkäse?

Doch nach dem ersten Schluck zum ersten Bissen ließen wir die Gutste in Frieden weiterschlummern: die beiden vertrugen sich großartig, weil die blauen Adern des Beenleigh Blue die mineralischen, steinigen Aromen des Rieslings freudig begrüßten und die Trauben reif genug waren, um die Süße der Milch aufzufangen. Zusammen wirkten sie nicht sättigend wie die üblichen Roquefort-Sauternes-Kombos,  sondern belebend und frisch. Infolgedessen: ein vergnüglicher Abend für uns alle drei. Und wieder einmal der Hinweis: es lohnt sich, das Film-Repertoire regelmäßig zu überprüfen und erneuern…

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